100 Jahre Franziskaner in Essen – man muss sie erleben!
„100 Jahre Franziskaner auf dem Steeler Berg“: unter diesem Leitwort stand die große Feier der Essener Niederlassung des Ordens am Sonntag im Nikolaus-Groß-Abendgymnasium. Nach einem feierlichen Gottesdienst in der Kirche Heilig Kreuz versammelte sich die Festgemeinde in der Aula des Abendgymnasiums.
Zu den zahlreichen Gästen der Feier am 2. Mai gehörten der Ruhrbischof Dr. Felix Genn, Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Reiniger, der Vorsitzende der Allbau Wohnungsbaugesellschaft, Herr Dr. Goldmann, der Leiter des Nikolaus-Groß-Abendgymnasiums, Herr Bernhard Nadorf und der frühere Schulleiter des Abendgymnasiums und heutige Vorsitzende des christlich-islamischen Vereins in Essen, Herr Horst Graebe. Auch konnte Pater Christoph Höttges zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Verbände und Organisationen begrüßen, so zum Beispiel die Franziskanischen Schwestern, Vertreterinnen des Stadtverbandes der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, Vertreter des Dekanates und des Stadtrates, Mitglieder der Bezirksvertretung und der Bürgerinitiative Südostviertel, der Stadtteilkonferenz und der Schulen, Vertreter der evangelischen Kirche, Christen aus dem Irak, Mitglieder des libanesischen Zedernvereins, des islamischen Vereins im Südostviertel und viele andere mehr. Das breite Spektrum der Gäste zeigt die vielseitige Arbeit und breitgefächerte Vernetzung der Franziskaner in diesem Essener Stadtteil.
In seiner Begrüßung machte Pater Christoph darauf aufmerksam, dass noch ein anderer „Verein“ in diesen Tagen sein 100jähriges Bestehen feiert. Er zitierte aus der Lokalzeit Ruhr vom 30. April, 100 Jahre Schalke: „Schalke kann man nicht erklären, Schalke muss man erleben!“ – Und er wandelte das Zitat zur Freude der Festversammlung ab: Die Franziskaner in Essen kann man nicht erklären…
Der beliebte Pater lebt seit 16 Jahren im Pfarrkloster an der Franziskanerstrasse und ist sehr aktiv in seinem Stadtteil. So hat er als Mitglied der Bürgerinitiative maßgeblich zum Zustandekommen der Stadtteilkonferenz beigetragen. Seine besondere Fürsorge gilt den Armen und gesellschaftlichen Außenseitern im Südostviertel. Die Franziskaner in der Pfarrgemeinde Heilig Kreuz erfüllen ihren sozialen Auftrag in enger Zusammenarbeit mit der Bürgerinitiative, dem Jugendamt der Stadt Essen, der Caritas und der Allbau Wohnungsgesellschaft.
Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt des „Networkers Pater Christoph“ (so Oberbürgermeister Dr. Reiniger) ist der interkulturelle und interreligiöse Dialog. So teilt die Franziskanergemeinde ihre Kirche mit den Chaldäischen Christen; auch die spanischen Christen feiern in der Kirche ihre „großen“ Gottesdienste. Gemeinsam mit dem Islamischen Verein und dem libanesischen Zedernverein bemüht sich Pater Christoph ganz besonders um ein gutes Zusammenleben mit den islamischen Bürgern in diesem Stadtteil. Auch diese Gruppen gehörten zu den Gratulanten der Franziskanergemeinde an diesem Festtag.
In einem eindrucksvollen Rückblick auf die 100jährige Geschichte wurde auch an die Arbeit der Vorgänger von Pater Christoph Höttges erinnert. So zum Beispiel an Pater Hildebrandt Phasen, Kaplan und später auch Pfarrer in der Gemeinde, der in der Reichskristallnacht am 9. November 1938 in Kutte den jüdischen Mitbürgern zur Hilfe eilte. Oder an Pater Walter, der nach dem Krieg die „Heimstatt“ – das Gebäude des heutigen Pfarrzentrums – errichten ließ, um in dieser schwierigen Zeit Jugendlichen, die aus dem Krieg kamen und keine Heimat fanden, ein neues Zuhause zu geben. Auch Pater Walter gehörte zu den Festgästen.
Das Kloster des Ordens stand bis 1967 in der heutigen Franziskanerstraße. Danach musste es auf Grund baulicher Mängel abgerissen und durch das jetzige Pfarrkloster ersetzt werden. Auf dem Gelände entstand im Jahre 1973 das neue Gebäude des Bischöflichen Abendgymnasiums, das seit 1995 den Namen des Seligen Nikolaus Groß trägt. Das Franziskanerkloster in der Friedrich-Ebert-Straße (Neugründung durch das Bistum im Jahre 1966) – mitten in der Essener Innenstadt – zeigte die Offenheit des Ordens, der ganz im Sinne des Heiligen Franziskus mitten unter den Menschen und immer für den Menschen in der Stadt da sein sollte. Ein großer Wandbehang aus diesem Kloster, das im Jahre 1990 geschlossen wurde, war zum Festtag in die Aula des Abendgymnasiums gebracht worden.
Auch die Gestaltung der Weihnachtskrippe zeigt das soziale Engagement der Pfarrgemeinde Heilig Kreuz. Seit 1989 wird jedes Jahr zu Weihnachten die aktuelle Not verschiedener konkreter Menschengruppen durch die Krippenaktionen gelindert. So zum Beispiel 1996, als durch die Aktion „Gemeinsam gegen Kälte für Obdachlose“ die Suppenküche im Hauptbahnhof aktiv unterstützt wurde (mit Geld- und Zeitspenden).
Für die langjährige Seelsorge in beiden Klöstern und für ihr durchgehendes Engagement in diesem Stadtteil dankte Bischof Felix Genn dem „Franziskanischen Urgestein“ Pater Christoph. Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger gratulierte ebenfalls und würdigte die Franziskaner als ein „Stück Stadtgeschichte“, die durch ihre Vernetzung von Menschen aus dem „Nebeneinander“ ein „Miteinander“ geschaffen haben. Sowohl der Ruhrbischof wie auch der Oberbürgermeister der Stadt brachten in einem persönlichen Appell an den neuen Provinzial des Ordens ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass die Franziskaner auch in Zukunft ihre segensreiche Tätigkeit in diesem Stadtteil fortführen werden.
Pater Christoph schloss den offiziellen Teil der Veranstaltung mit einem Dank an alle, die sich an der Vorbereitung und Durchführung des Festtages beteiligt hatten und mit der Einladung, „sich über die Schnittchen herzumachen, die morgens liebevoll von ‚Tausenden von Händen‘ zurecht gemacht wurden…“. Die Franziskaner in Essen, man kann sie eben nicht erklären. Man muss sie erleben.