Erfolg, das ist das Erreichen eines zuvor gesteckten Ziels, das positive Ende eines geplanten Weges. Doch vor dem Erfolg steht immer auch eine Geschichte. Eine Geschichte, die überhaupt erst dazu geführt hat, sich das Ziel zu setzen, sich einen Traum zu erfüllen. Eine Geschichte, die schon in jungen Jahren beginnt, die erzählt von einem interessanten Weg und die oft nach Erreichen des Ziels weiter geht.
Die Geschichten unserer Studierenden und Absolventen sind sehr unterschiedlich. Sie erzählen uns von Menschen unterschiedlichster Herkunft und aus vielen verschiedenen Berufen, von Familien und Freunden, die unsere Studierenden auf ihrem Weg zum Ziel begleiten. Es sind Geschichten, in denen die Weiterbildung auf dem Nikolaus Groß Weiterbildungskolleg als ein Kapiteln vorkommt, Geschichten, die noch viele weitere Kapitel haben, davor und danach. Sie sind mal spannend, mal herzzerreißend, immer interessant und sehr oft beachtlich und sonderbar.
Da ist zum Beispiel Elena Brodt aus Kasachstan, die 1998 nach Deutschland kam, ohne ein Wort deutsch zu sprechen, bereits 6 Jahre später aber ihr Abitur an unserer Schule mit einer Gesamtnote von 1,0 erreichte. Oder Farial Tamiz, geboren in Afghanistan, geflüchtet vor den Sowjets, die in Brüssel, Bremen, Hamburg und Rheinhessen zur Schule ging, nach Realschulabschluss, Hochzeit, Ausbildung, Beruf und Familie wieder eingeschult wurde, zeitgleich mit ihrem inzwischen 6-jährigen Sohn. Sie bekam ihr Abiturzeugnis im Juni 2010. Auch Zehra Cetin, gelernte Friseurin, gelang die Allgemeine Hochschulreife, gleichzeitig mit ihrem Mann Ömer Cetin und Bruder Deniz Serttas. Sie brachte gerade 2 Tage nach ihrer mündlichen Abiturprüfung ihre Tochter zur Welt. Bereits 2008 erreichte auch Melanie Bittner ihr Abitur neben Schwangerschaft und Beruf. Genauso wie Caroline Rittel im Januar 2007, die zu Beginn ihrer Weiterbildung noch parallel in der Abschlussphase ihrer Berufsausbildung war und bereits nach dem 2. Semester während der Sommerferien ihr Kind zur Welt brachte. Sie erreichte auf dem Abendgymnasium einen Abiturdurchschnitt von 1,6! Andere Absolventen bringen ihre bereits großen Kinder mit zur Abschlussfeier, wie zum Beispiel Heidi Galla, die 2006 mit 42 Jahren ihren Schulabschluss erreichte. Und sogar im Alter von 60 Jahren erfüllte sich Elke Beilharz-Ramsaier 2004 bei uns ihren Traum vom höheren Schulabschluss. Heide Steppke, die im Dezember 2011 mit 72 Jahren die Abiturprüfung bestand, erzählte damals Günter Jauch in Stern TV von ihren Erfahrungen auf dem Nikolaus Groß Abendgymnasium.
Sie haben Berufe wie Zahnarzthelferin, Einzelhandelskaufmann, Lokführer oder Rechtsanwaltsgehilfin. Sie arbeiten tagsüber, im Schichtdienst oder leiten einen Familienhaushalt. Ihre Lebenswege können manchmal unterschiedlicher gar nicht sein. Und doch verbindet sie alle eines gemein: Sie besuchen noch einmal die Schule, als Erwachsene, weil sie es so wollen. Sie lernen gemeinsam, treffen sich auch privat in Lerngruppen. Sie eignen sich nicht nur Fachwissen an, sie werden auch geschult im Intellekt. Unsere Studierenden möchten sich einen Traum erfüllen. Einen Traum, das Ziel zu erreichen, den Erfolg zu haben, das Weiterbildungskolleg nach einer bewegten Zeit mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu verlassen, mit dem höheren Schulabschluss, mit dem Abiturzeugnis in der Hand und einer unvergessenen Zeit des gemeinsamen Lernens. Es ist die Geschichte des Erfolgs. Eine Geschichte, die zum Abstecken neuer Ziele führt. Eine Erfolgsgeschichte, die sehr oft noch lange nicht zu Ende ist.
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Artem Klein
Nur wenige Tage nach der letzten Prüfung kam Artem Klein zum Interview über seine Zeit am Nikolaus-Groß-Abendgymnasium. Der Profi-Sportler ist ein offener Typ, der strahlend in der Schule steht, in der er die letzten zwei Jahre die Schulbank gedrückt hat. Er kann zufrieden sein, denn mit 1,5 hat er ein beeindruckendes Abitur abgelegt und war der beste Studierende seines Jahrgangs. Mit seinen jungen 23 Jahren hat er bereits sehr viel erlebt und kann über den Profisport, die Schule und seinen weiteren Werdgang berichten.
Die Entscheidung, das Nikolaus-Groß-Abendgymnasium zu besuchen, traf Artem Klein ganz pragmatisch: „Als ich gemerkt habe, dass es nicht für den großen Durchbruch reicht, habe ich mich im Internet umgeschaut, ob ich Eishockey und Schule verbinden kann. Diese Gegebenheiten habe ich in Essen gefunden.“ Wie die meisten Studierenden merkte er jedoch schnell, dass die Verbindung von Beruf und Schule eine besondere Herausforderung ist: „Das war am Anfang hart. Wir haben abends trainiert und meine Mitspieler konnten am nächsten Tag ausschlafen. Ich musste dann noch Essen zubereiten und die wichtigsten privaten Dinge erledigen und war nie vor zwölf oder ein Uhr im Bett. Um sieben klingelte dann der Wecker, weil ich zur Schule musste.“
Artem Klein ist in Russland geboren und zog mit seiner Familie nach Deutschland, als er neun Jahre alt war. Dass er sehr schnell die deutsche Sprache perfekt erlernte, spricht er unter anderem seinem Sport zu. Seiner großen Leidenschaft ordnete Artem Klein alles unter. „Eishockey ist enorm wichtig in meinem Leben“, bekräftigt er, deswegen tat er alles dafür, als sich ihm eine außergewöhnliche Chance bot: „2012 hatte ich die Möglichkeit, in Krefeld einen DEL-Vertrag zu unterschreiben. Es war die erste Liga und ich konnte als Nachwuchsspieler einen Profivertrag unterschreiben.“
Seine Eltern unterstützten ihn dabei, auch wenn seine Mutter immer wieder betonte, dass er nicht alles auf die Karte Profisport setzen soll: „Dementsprechend hat sie sehr oft Druck gemacht, damit ich für später abgesichert bin.“ Die Eltern freuen sich ganz besonders, dass ihr Sohn am Ende diese Entscheidung getroffen hat und sogar mit einer sehr guten Note den Abschluss gemacht hat.
Trotz der enormen Belastung, die nur wenige Mitspieler von Artem Klein auf sich genommen haben, hat er nicht nur einen beachtenswerten Abschluss bekommen, sondern blickt auch sehr positiv auf seine Zeit am Abendgymnasium zurück: „Das Abendgymnasium bietet perfekte Voraussetzungen, um die Ausbildung mit dem Beruf zu verbinden. Es sind fünf Stunden am Tag. Das sollte für jeden machbar sein, wenn man motiviert ist und ordentlich lernt. Durch die Verbindung mit dem Eishockey war es eine der wichtigsten Erfahrungen, die ich bislang gemacht habe.“
Vor dem Hintergrund seiner eigenen Erfahrungen stellt Artem Klein fest, dass der Zweite Bildungsweg ganz wichtig für die Menschen in Deutschland ist. Er selbst zeigt an seinem Beispiel, dass es unterschiedliche Gründe für junge Menschen gibt, das Abitur nicht im ersten Bildungsweg zu machen. In seinem Fall war es der Traum vom Profisport. „Deswegen muss es weiter gefördert werden, dass Menschen sich weiterbilden können. Das System ist aus meiner Sicht perfekt.“
Sein Weg ist aber noch nicht beendet. Er ist besonders interessiert an wirtschaftlichen Themen, weswegen er ein Studium in BWL anstrebt. Eine Verbindung mit dem Sport ist aber für Artem Klein nicht zwingend erforderlich: „Falls ich das Angebot bekomme, einen Verein zu führen, würde ich das nicht ausschließen. Ich habe in der Zeit durchaus einen Einblick in die Vereinsführung bekommen, der von Vorteil sein könnte. Aber es ist für mich nicht zwingend notwendig im Sport zu bleiben. Ich kann mir auch vorstellen, in einem normalen Betrieb, einer Bank oder in der Beratung zu arbeiten.“
Als Dank übergab Artem Klein dem Nikolaus-Groß-Abendgymnasium ein unterschriebenes Trikot, das er bei seinem letzten Verein, dem Herner EV, getragen hat. Schulleiter Jochen Suthe nahm diese besondere Aufmerksamkeit stellvertretend für die Schulgemeinde entgegen und wird dafür sorgen, dass es einen sichtbaren Platz in der Schule bekommt. Für seine weitere Ausbildung und die Erfüllung seiner beruflichen, sowie privaten Wünsche, wünscht das Nikolaus-Groß-Abendgymnasium seinem Absolventen Artem Klein viel Erfolg.
Interview mit Artem Klein
Nikolaus-Groß-Abendgymnasium (NGA):
Warum haben Sie die Entscheidung getroffen, Ihr Abitur zu machen?
Artem Klein:
Ich habe viel Druck, insbesondere von meiner Mutter bekommen, weil ich mich ab 2012 nur auf den Sport fokussiert habe. Zwischen 2012 und 2015 habe ich auch ausschließlich professionell Eishockey gespielt. Als ich gemerkt habe, dass es nicht für den großen Durchbruch reicht, habe ich mich im Internet umgeschaut, ob ich Eishockey und Schule verbinden kann. Diese Gegebenheiten habe ich in Essen gefunden.
NGA:
Das heißt, die Entscheidung fiel vor allen Dingen deswegen, weil beides möglich war?
Klein:
Meine Meinung war, dass man Bildung nachholen kann, eine Eishockeykarriere aber nicht. Deswegen habe ich es gewagt. Eishockey allein war mir dann aber zu wenig und ich habe mich umgeschaut. Diese Möglichkeiten gab es nur in Halle, bei Koblenz und eben in Essen. Hier hat das Gesamtpaket gestimmt.
NGA:
Die Entscheidung, Musiker oder Sportler zu werden, ist für Eltern meistens schwierig zu akzeptieren. Wie war es bei Ihnen?
Klein:
Mein Vater war Leichtathlet. In dieser Sportart war es in der ehemaligen UdSSR ohnehin schwierig, den Durchbruch zu schaffen und er wurde früh mit Verletzungen konfrontiert. Er stand hinter mir, weil er mir den sportlichen Erfolg gegönnt hätte. Er ist immer noch mit Herz und Seele dabei, egal wo ich spiele. Meiner Mutter hat es wehgetan, weil sie die Bildung im Blick hat. Dementsprechend hat sie mir oft klargemacht, dass ich mein Abitur mal brauchen werde.
NGA:
Sie trafen also 2012 die bewusste Entscheidung Profieishockeyspieler zu werden?
Klein:
Nun ja, 2012 hatte ich die Möglichkeit, in Krefeld einen DEL-Vertrag zu unterschreiben. Es war die erste Liga und ich konnte als Nachwuchsspieler einen Profivertrag unterschreiben. Als junger Spieler musste ich meistens Doppelschichten leisten. Morgens trainierte ich mit den Profis, abends nahm ich die Einheiten mit der Nachwuchsmannschaft wahr. Ich musste mich einer enormen Belastung unterziehen. So habe ich sechs Stunden am Tag trainiert, darunter hat die Schule sehr gelitten.
NGA:
Wie ging der berufliche Werdegang nach der Berufung in den DEL-Nachwuchskader weiter?
Klein:
Es ging eher bergab als bergauf. In Krefeld wurde ich ins kalte Profi-Wasser geschmissen und bin ein Jahr später nach Hannover gewechselt. Die Hannover Scorpions haben mir ebenfalls eine Chance in der DEL gegeben, mussten aber kurz vor Saisonbeginn den Verkauf der GmbH vermelden. Ich habe dann kurzfristig bei Red Bull Salzburg unterschrieben, die eine europäische U21-Auswahl zusammengestellt haben. Die Mannschaft sollte in der russischen U21-Liga mitspielen. Das war ein interessanter Ansatz, dort hat es jedoch sportlich und persönlich für mich nicht geklappt. Seit 2013 habe ich dann ausschließlich in der Zweiten und Dritten Liga gespielt. 2015 wurde mir dann bewusst, dass ich einen akademischen Beruf erlernen will, um mich abzusichern.
NGA:
War es denn völlig unüblich, dass Spieler eine Ausbildung in irgendeiner Form gemacht haben?
Klein:
Das haben die wenigsten Jungs gemacht. Die Eishockeyspieler beenden die Schule, eine Ausbildung oder ein Studium machen sie hingegen erst nach ihrer Karriere. Ich glaube, dass man als Sportler in dieser Hinsicht faul ist. In dieser Zeit setzt man alles auf den Sport.
NGA:
Im Eishockey wird personell viel und häufig gewechselt. Wie schwierig ist es sich in einer Gruppe zurechtzufinden, die jedes Jahr nahezu komplett ausgewechselt wird?
Klein:
Die Eishockeywelt in Deutschland ist sehr klein, deswegen kennt man meistens zwei bis drei Jungs im neuen Verein. Ich habe einige Vereinswechsel hinter mir und kenne die Situation. Da ich aber ein sehr offener Typ bin, ist mir das immer leicht gefallen. Unter Männern ist es meistens nicht schwierig, neue Gesichter kennenzulernen und Freundschaften zu schließen.
NGA:
Ich frage auch deswegen, weil diese Eingewöhnung vergleichbar mit unserer Schule ist. Wie in einer Mannschaft treffen hier ganz verschiedene Menschen, mit unterschiedlichen Hintergründen und unterschiedlichem Charakter aufeinander, was für einige Studierende anfangs anstrengend sein kann. Würden Sie sagen, dass Ihnen diese Erfahrung aus dem Eishockey die Eingewöhnung am Abendgymnasium erleichtert hat?
Klein:
Schon seit ich im Nachwuchs spiele, habe ich viele Jungs kennengelernt, die aus den USA, Kanada, Russland, Polen oder Tschechien kommen. Damit war diese Integration für mich normal, es hat meine Englischkenntnisse gefördert. Außerdem habe ich auch durch den Sport innerhalb eines Jahres die deutsche Sprache perfekt gelernt, als ich nach Deutschland kam.
In der Schule ist das vergleichbar. Man trifft auf viele unterschiedliche Kulturen und Leute. Vorurteile habe ich gar nicht. Der Sport hilft wahrscheinlich, dass ich auf alle eingehen kann.
NGA:
Haben die Vereine Sie bei Ihrer Entscheidung, das Abitur nachzuholen unterstützt?
Klein:
Ich habe zuletzt beim Herner EV gespielt. Dort haben schon einige Spieler gearbeitet, studiert oder eine Ausbildung gemacht. Das hat der Verein mitgetragen. Das ist jedoch nicht bei jedem Verein möglich. Einige Jungs wollen die Bildung trotzdem nicht vernachlässigen.
NGA:
Das ist nachvollziehbar. Ist es in einem Sport wie Eishockey eigentlich möglich sich finanziell für sein ganzes Leben abzusichern, also haben Spitzenspieler in der DEL am Ende ihrer Karriere ausgesorgt?
Klein:
Man muss mindestens zehn bis fünfzehn Jahre einer der Top-Spieler der DEL sein, damit man davon reden kann, ausgesorgt zu haben. In Deutschland gibt es nur sehr wenige Spieler, die das schaffen. Natürlich hängt vieles auch vom jeweiligen „Lifestyle“ ab. Die Meisten müssen aber nach ihrer Laufbahn arbeiten und streben eine Trainerkarriere an. Während der Spielerkarriere kann man aber ein tolles Leben führen. Selbst wenn man verletzt ist, ist man durch die Berufsgenossenschaft und private Versicherungen finanziell gut abgesichert.
NGA:
Der Beruf als Sportler verlangt nicht nur körperlich viel von Ihnen ab, sondern bindet Sie auch für viele Stunden. Wie empfanden Sie die zusätzliche Belastung, die mit der Schule auf Sie zukam?
Klein:
Das traf mich am Anfang hart. Wir haben abends trainiert und meine Mitspieler konnten am nächsten Tag ausschlafen. Ich musste dann noch Essen zubereiten und die wichtigsten privaten Dinge erledigen und war somit nie vor zwölf oder ein Uhr im Bett. Um sieben klingelte dann der Wecker, weil ich zur Schule musste. Das hört sich für jemanden, der regulär arbeitet, normal an. Die Trainingsbelastungen sind jedoch sehr intensiv und wenn man an einem Abend vier Stunden lang körperlich ausgelastet wurde, dann fällt die Konzentration am nächsten Morgen schon sehr schwer.
Die Schule hat mich aber auch mental entlastet. Als Spieler denkst du den ganzen Tag an Eishockey. Der ganze Tag ist auf das Training oder das Spiel ausgerichtet. Besonders in Phasen, in denen es nicht läuft, beschäftigt einen das ebenfalls den ganzen Tag. Da war es für mich wunderbar, dass ich neben dem Eishockey beispielsweise mathematische Formeln im Kopf hatte.
NGA:
Gibt es Strategien, um mit der Doppelbelastung aus Arbeit und Schule umzugehen?
Klein:
Jeder Sportler wird Ihnen sagen, dass man sich gut ernähren und ausreichend schlafen sollte. Es ist in solchen Phasen schon wichtig, auf seine Seele und seinen Körper zu achten. Anders würde man es in meinem Fall zwei Jahre lang nicht aushalten können. Wenn man zu wenig schläft, ist man in der Schule nicht konzentriert, und wenn man sich schlecht ernährt, ist man beim Sport nicht fit.
NGA:
Sie sind 2003 aus Russland nach Deutschland gezogen. Hatte das schon etwas mit dem Eishockey zu tun, oder war das familiär bedingt?
Klein:
Beinahe meine ganze Familie lebt seit den neunziger Jahren in Deutschland. Wir waren quasi die letzten, die dann nachgekommen sind. Es ging uns in Russland gut, meine Eltern haben aber auch für mich eine bessere Zukunft in Deutschland gesehen.
NGA:
Der Rückhalt in der Familie war sicher sehr groß, als Sie entschieden, auch für das Abitur nach Essen zu gehen?
Klein:
Meine Mutter hätte es lieber gesehen, wenn ich mich nur auf die Schule fokussiert hätte, da sie meinte, dass diese Variante nichts Halbes und nichts Ganzes sei. Sie hatte Angst, dass ich nicht genug Konzentration auf die Schule legen könnte, um einen guten Abschluss zu machen. Eishockey ist aber sehr wichtig in meinem Leben und deswegen wäre das für mich nicht in Frage gekommen. Dennoch war sie froh, dass ich wenigstens noch etwas anderes gemacht habe, als mich ausschließlich auf Eishockey zu konzentrieren. Für meinen Vater war die Entscheidung perfekt, dass ich weiter auf dem Niveau Sport machen konnte. Jetzt sind meine Eltern sehr glücklich mit der Entscheidung, nachdem ich das Abitur mit dieser Note abgeschlossen habe.
NGA:
Gab es auch Momente, in denen Sie daran gedacht haben, dass es nicht das Richtige ist, weil es Ihnen zu viel wurde?
Klein:
Diese Gedanken gab es kurz am Anfang, aber ich wusste von Beginn an, dass ich das hier durchziehen werde. Kurz nachdem die Saison begann, kamen die ersten Klausuren. Ich musste weite Auswärtsfahrten nach Rostock, Hamburg oder Berlin machen. Im Bus konnte ich nicht lernen, sodass es Wochenenden gab, die ich nicht für die Schule nutzen konnte. Es kam oft vor, dass Montag der einzige Tag war, an dem ich mich hätte ausruhen können, doch da musste ich dann für die folgenden Klausuren lernen. Ich bin morgens aufgestanden und habe dann an meinem einzigen freien Tag mindestens sechs Stunden gelernt.
NGA:
Ich kann mich noch daran erinnern, dass Sie sogar eine Geschichtsklausur eine Viertelstunde vor dem Ende abgeben mussten, weil sie rechtzeitig zur Abfahrt zu einem Auswärtsspiel gehen mussten.
Klein:
Daran kann ich mich ebenfalls erinnern. Eine Viertelstunde hört sich wenig an, aber in dieser Zeit kann man noch viel schreiben. Da habe ich mich von Anfang an beeilt. Geschichte habe ich aber gerne gemacht, so war es für mich kein Problem. In solchen Momenten fragt man sich schon, ob das wirklich sinnvoll ist, aber man muss da einfach durch.
NGA:
Was haben Sie nun mit Ihrem Abitur vor?
Klein:
Das Abitur ist sicher ein Meilenstein, mit dem man allein aber keinen Beruf ergreifen kann. Ich will mich also weiterbilden. Für mich stand fest, dass ich ein Studium aufnehmen möchte. Mein Ziel war es einen besseren Durchschnitt als 2,2 zu haben. Mit dem Abschluss und der Durchschnittsnote 1,5 bin ich natürlich zufrieden, da jetzt viele Türen offen stehen. Am Meisten interessiert mich die Wirtschaft. Mit meinem Abschluss werde ich versuchen, an die bestmögliche Universität für diesen Bereich zu kommen. Mein Fokus wird auch auf dem Studium liegen, auch wenn ich weiter Eishockey spielen möchte.
NGA:
Wollen Sie gern das Studienfach mit dem Sport verbinden, also in den Bereich Sportmanagement gehen, oder muss es nicht zwangsläufig etwas damit zu tun haben?
Klein:
Ich werde mich nicht auf Sportmanagement spezialisieren, sondern möchte eine allgemeine Ausbildung. Falls ich das Angebot bekomme, einen Verein zu führen, würde ich das nicht ausschließen. Ich habe in der Zeit durchaus einen Einblick hinter die Kulissen bekommen, der von Vorteil sein könnte. Aber es ist für mich nicht zwingend notwendig im Sport zu bleiben. Ich kann mir auch vorstellen, in einem normalen Betrieb, einer Bank oder einer Beratung zu arbeiten.
NGA:
Sie haben ihr Abitur soeben gemacht, haben also noch nicht sehr viel Abstand. Können Sie trotzdem im Rückblick sagen, ob die Zeit am Abendgymnasium eine gute war?
Klein:
Es war eine sehr gute Zeit. Das Abendgymnasium bietet perfekte Voraussetzungen, um die Ausbildung mit dem Beruf zu verbinden. Keiner kann sich beschweren, dass es zu viel ist. Es sind fünf Stunden am Tag. Das sollte für jeden machbar sein, wenn man motiviert ist und ordentlich lernt. Durch die Verbindung mit dem Eishockey war es eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde.
NGA:
Glauben Sie, dass Freundschaften, die Sie hier geschlossen haben, über die Schulzeit hinaus bestehen werden?
Klein:
Die Schule ist nicht groß, deswegen hat man nicht nur im eigenen Semester, sondern auch übergreifend viele Leute kennen gelernt. Diese Kontakte werden bleiben.
NGA:
Der Zweite Bildungsweg ist umstritten. Er ist nicht nur teuer, sondern aus Sicht einiger Entscheidungsträger in der Politik in Zeiten von individueller Förderung unnötig. Was sagen Sie zu dieser Diskussion?
Klein:
Diese Diskussion kann ich nicht nachvollziehen und möchte aus meiner persönlichen Erfahrung berichten. Ich habe mit 18 Jahren das Angebot für einen Profivertrag bekommen. In so einem Alter ist man ehrlicherweise noch nicht richtig erwachsen. Ich habe mich also für meine Leidenschaft und Beruf entschieden. Für mich war es aber ein großes Glück, dass es in Deutschland so etwas wie ein Abendgymnasium gibt, da ich ein Abitur machen wollte. Mit 21 war ich reifer, sodass ich meine Zukunftswünsche besser überblicken konnte und da war es ein Glück, dass man eine Chance auf einen gleichwertigen Abschluss bekommt, mit dem man studieren und in einen Wunschberuf gehen kann. Wenn es so etwas nicht gibt, würden viele Menschen auf der Strecke bleiben.
Deswegen finde ich die Diskussion falsch. Es gibt viele Leute, die aus verschiedenen Gründen das Abitur nicht am ersten Bildungsweg wahrnehmen. Es muss weiter gefördert werden, damit Menschen sich weiterbilden können. Das System ist aus meiner Sicht perfekt.
NGA:
Herr Klein, ich danke Ihnen für das ausführliche Gespräch.
Thomas Jablonski
Auf die Anfrage, ob er mit uns über seine Zeit am Abendgymnasium sprechen würde, merkt Thomas Jablonski an, dass er eigentlich eine Ausnahme im Zweiten Bildungsweg darstellen würde, da er älter als die Mehrheit der Studierenden sei. „Aber vielleicht ist das Gespräch ein Ansporn für ältere Menschen, die sich diesen Wunsch erfüllen wollen“, sagt Thomas Jablonski.
Der 52-jährige, der in Gelsenkirchen geboren ist und noch bis heute dort lebt, kommt einen Monat nach seiner Abiturentlassung wieder in die Schule und strahlt dieselbe Fröhlichkeit aus, die er während der gesamten Schulzeit offen zeigte. Er betont, dass man als alter Gelsenkirchener natürlich auch den dort ansässigen Fußballverein unterstützt. Hier haben wir es mit einem Ruhrgebietler durch und durch zu tun. Er wollte zunächst auch in Gelsenkirchen-Schalke das Abendgymnasium besuchen, doch wegen des Schichtsystems wurde er an das Nikolaus-Groß-Abendgymnasium verwiesen, um sich seinen Wunsch zu erfüllen. Im Gespräch zeigt sich schnell, mit welcher Motivation er zum Abendgymnasium kam: „Im Alter wollte ich austesten, ob ich es schaffen kann, das Abitur nachzuholen, und es hat am Ende geklappt.“
Im Freundes- und Familienkreis sorgte die Entscheidung von Thomas Jablonski zunächst für ungläubige Blicke. „Erst einmal fragten sich viele, warum man in dem Alter noch sein Abitur nachholen wolle.“ Doch er ließ sich nicht verunsichern und absolvierte das Abendgymnasium ausgehend vom Vorkurs, bis er im Dezember 2015 endlich das heiß ersehnte Abiturzeugnis in den Händen hielt. Die Begeisterung in seinem Umfeld beschreibt Thomas Jablonski so: „Hinterher sind die meisten schon davon ausgegangen, dass am Ende ein positives Ergebnis kommt. Ich konnte also nur noch gewinnen.“ Er muss selbst lachen, als er diese Rückmeldungen beschreibt. Sein Abschluss kann sich aber sehen lassen. Mit 2,0 im Schnitt stehen ihm nun viele Türen offen.
Doch für Geld, so Jablonski, brauche er aus Altersgründen nicht mehr zu studieren. Er betont jedoch mehrfach, dass es ihn reizen würde, ein Studium im Bereich der Geschichte oder Kunstgeschichte zu beginnen. Dies muss er jedoch zunächst mit seinem Arbeitgeber abklären. Dieser hat Thomas Jablonski während der vergangenen dreieinhalb Jahre vorbildlich unterstützt: „Die Firma ist mir bei vielen schulischen Terminen, beispielsweise bei den Klausuren, sehr entgegengekommen. An diesen Tagen konnte ich oft frei nehmen, sodass die Vereinbarkeit von Beruf und Schule sehr gut geklappt hat.“
Dies ist eine Anerkennung, die sich Thomas Jablonski erarbeitet hat, denn er arbeitet seit seiner Ausbildung, also schon seit 35 Jahren bei ein und demselben Unternehmen, was er selbst als besonders selten in der heutigen Zeit bezeichnet: „Solche Dinosaurier wie mich gibt es kaum noch, die nach so langer Zeit immer noch bei derselben Firma arbeiten.“
Das Gespräch mit Thomas Jablonski macht insbesondere älteren Menschen Mut, die den Wunsch in sich tragen, das Abitur nachzuholen. Er beschreibt, dass die Eingliederung in eine Gruppe mit meist jüngeren Studierenden völlig problemlos geklappt habe. Kleine Sticheleien aufgrund seines Alters musste er sich dennoch anhören: „Viele sagten beispielsweise immer wieder im Geschichtsunterricht, dass ich bei verschiedenen Themen Zeitzeuge wäre.“ Doch Thomas Jablonski muss selbst lachen, als er von diesen Sprüchen erzählt.
Bei allem Spaß wird Thomas Jablonski jedoch bei einer Frage sehr ernst. Der Zweite Bildungsweg ist nicht unumstritten und gerade vor dem Hintergrund von Maßnahmen nach der PISA-Studie wird darüber debattiert, ob der Zweite Bildungsweg überhaupt noch benötigt wird. Dies nimmt er zum Anlass sich vehement für diese Möglichkeit auszusprechen, wobei er seine eigene Situation als Ausnahme betrachtet: „Für die jungen Leute, die vielleicht aus familiären oder schulischen Gründen ihren Abschluss nicht auf dem Ersten Bildungsweg erwerben konnte, ist es doch die einzige Möglichkeit, an einen höheren Bildungsabschluss zu kommen. Diese Möglichkeit muss bleiben.“
Nun hat Thomas Jablonski seine Abende wieder zur freien Verfügung, doch blickt er positiv auf seine Zeit am Abendgymnasium zurück: „Ich hatte eine sehr gute Zeit hier. Das Abendgymnasium ist ein Bestandteil meines Lebens und wird nicht mehr gelöscht werden.“ Er freut sich bereits auf Schulfeste, bei denen er auf jeden Fall die ehemalige Schule besuchen möchte. Doch viel Zeit bleibt ihm wohl auch in Zukunft nicht, denn bereits im April beginnen die Seminare an den Universitäten und wer Thomas Jablonski erlebt, der sieht, dass dieser Mann noch einiges erreichen möchte.
Interview mit Thomas Jablonski vom 4. Februar 2015
Nikolaus-Groß-Abendgymnasium (NGA):
Wie kam es zu der Entscheidung, Ihr Abitur nachzuholen?
Thomas Jablonski:
Ich habe eigentlich immer schon mit dem Gedanken gespielt, mich diesbezüglich zu informieren. Ausschlaggebend war schließlich ein Arbeitskollege, der neu in meiner Firma angefangen hat und davon erzählte, dass er sein Abitur vor dem Einstieg ins Berufsleben gemacht habe. Da hat es bei mir Klick gemacht und ich habe mich verstärkt um Informationen gekümmert, wo und wie ich das Abitur nachholen kann.
NGA:
Wie sind Sie dann auf das Nikolaus-Groß-Abendgymnasium gekommen?
Thomas Jablonski:
Da ich schon immer in Gelsenkirchen gelebt habe, bin ich zunächst zum Gelsenkirchener Abendgymnasium gegangen. Dort habe ich mich informiert, weil ich dort den Schulabschluss machen wollte. Die Beraterin in Gelsenkirchen verdeutlichte mir damals, dass der Unterricht an dieser Schule nur abends stattfindet.
Für mich als Schichtarbeiter wäre diese Regelung schlecht gewesen, weil ich auch Mittagsdienste habe, die erst um 14 Uhr losgehen. Für mich wäre es an diesen Tagen nicht möglich gewesen, am Unterricht teilzunehmen. Die Dame verwies mich dann sofort auf das Nikolaus-Groß-Abendgymnasium in Essen, weil dort Schichtdienst angeboten würde.
Ich war sofort Feuer und Flamme und habe sogleich dort angerufen. Es ging dann ganz schnell. Kurz darauf hatte ich ein Gespräch mit der Beratungslehrering, die mir alle wichtigen Informationen über den Schulbesuch gegeben hat, aber auch die Voraussetzungen für den Schulbesuch mitgeteilt hat. Da ich diese Voraussetzungen alle erfüllte, habe ich mich sofort angemeldet. Das war knapp sechs Monate, bevor der Kurs losging. Mir wurde angeboten, dass ich gleich im ersten Semester starten könne, da ich aber so lange aus der Schule heraus war, wollte ich erst einmal im Vorkurs beginnen.
NGA:
Warum haben Sie Ihr Abitur nicht auf dem Ersten Bildungsweg abgelegt?
Thomas Jablonski:
Ich habe 1980 auf der Realschule meine Mittlere Reife gemacht. Ich bin danach noch auf ein Gymnasium gegangen und habe es in der elften Klasse probiert, aber ich hatte dann eine Phase der Nichtfindung. Auf Deutsch gesagt, war ich faul, habe die Schule dann abgebrochen und eine Lehre begonnen. Damit war der Weg zum Abitur erst einmal versperrt. Im Alter wollte ich austesten, ob ich es schaffen kann und es hat am Ende geklappt.
NGA:
Sie sagten, Sie haben schon länger mit dem Gedanken gespielt, das Abitur nachzuholen. Ab wann haben Sie das ernsthaft überlegt?
Thomas Jablonski:
Als ich vor zehn Jahren die Vierzig überschritten habe, habe ich überlegt, dass etwas passieren müsse. Ich habe in der Lehre Elektriker gelernt und in einer Fortbildung den staatlich geprüften Elektrotechniker gemacht. In diesem Beruf arbeite ich auch heute noch und bin auch heute noch in der gleichen Firma, bei der ich damals vor 35 Jahren angefangen habe. Solche Dinosaurier wie mich gibt es kaum noch, die nach so langer Zeit immer noch bei derselben Firma arbeiten.
NGA:
Sie haben mit dem Vorkurs begonnen und haben wahrscheinlich sehr früh gemerkt, wie anstrengend die Verbindung von Beruf und Schule ist?
Thomas Jablonski:
Ich habe das eigentlich gut verkraftet. Sicher musste man sich manchmal zwingen, aber es war über den gesamten Zeitraum gesehen eine ausfüllende Sache.
NGA:
Gab es denn Momente, in denen Sie alles hinwerfen wollten?
Thomas Jablonski:
Die gab es mit Sicherheit. Ich habe aber immer den inneren Schweinehund überwunden, weil ich immer das Ziel im Auge hatte. Ich wollte das Abitur irgendwie schaffen. Dass ich hinterher auch daran geglaubt habe, dass ich es schaffen kann, war ausschlaggebend dafür, dass die Prüfungen gut gelaufen sind. Danach möchte ich vielleicht sogar noch mehr erreichen. Deswegen würde ich mich freuen, wenn ich ein Studium anhängen könnte.
NGA:
Was für ein Studium wollen Sie beginnen?
Thomas Jablonski:
Ich brauche keinen Abschluss, mit dem man noch Geld verdienen kann. (lacht) Es geht also nicht in die Richtung Jura oder Medizin. Dafür wäre ich zu alt. Da ich schon immer ein Faible für Geschichte hatte, würden mich die Bereiche Geschichte und Kunstgeschichte am meisten interessieren. Da versuche ich nun, einen Studienplatz zu bekommen.
NGA:
Würde Ihr Arbeitgeber Ihnen dies ermöglichen?
Thomas Jablonski:
Nachdem ich das Abitur geschafft habe, hat er schon eine Andeutung gemacht. Der Arbeitgeber war sicher überrascht, dass ich dieses Ziel erreicht habe. Deswegen denke ich, dass mein Chef aufgeschlossen wäre, wenn ich ein Studium absolvieren möchte. Es muss sich selbstverständlich mit der Arbeit vereinbaren lassen.
Die Firma ist mir bei vielen schulischen Terminen, beispielsweise bei den Klausuren, sehr entgegengekommen. An diesen Tagen konnte ich oft frei nehmen, sodass die Vereinbarkeit von Beruf und Schule sehr gut geklappt hat.
NGA:
Sie selbst sagten, dass die Firma überrascht war. Wie reagierten denn Freunde und Familie, als sie von Ihrer Entscheidung hörten, das Abitur nachzuholen.
Thomas Jablonski:
Die meisten fixierten sich auf mein Alter. Erst einmal fragten sich viele, warum man in dem Alter noch sein Abitur nachholen wolle. Hinterher fragten aber alle nach meinen Ergebnissen. Ich konnte dann immer davon berichten, dass ich wieder eine Etappe geschafft habe. Hinterher sind die meisten schon davon ausgegangen, dass am Ende ein positives Ergebnis kommt. Ich konnte also nur noch gewinnen. (lacht)
NGA:
Wie war der Rückhalt im privaten Umfeld? Es ist für alle anderen wahrscheinlich auch nicht einfach gewesen, Sie noch seltener durch Arbeit und Schule zu sehen.
Thomas Jablonski:
Der Rückhalt war toll. Immer wieder wurde ich bestärkt, weiter zur Schule zu gehen.
NGA:
Wenn Sie sich an die Zeit im Vorkurs zurückerinnern: Wie schwierig war es sich in der Gruppe, die vermehrt aus sehr jungen Leuten bestand, einzugliedern?
Thomas Jablonski:
Ich habe es mir vorher schwierig vorgestellt und als ich anfing, ist es ganz einfach gewesen. Es gab keine Generationenkonflikte. Die jüngeren Studierenden sticheln schon einmal ganz gerne. Viele sagten beispielsweise immer wieder im Geschichtsunterricht, dass ich bei verschiedenen Themen Zeitzeuge wäre. Das war aber ziemlich lustig, so im Gespräch zu bleiben. (lacht) Diese Dinge bleiben haften. Ich kam mit den anderen Studierenden wunderbar klar.
NGA:
Haben Sie das Gefühl, dass Sie aufgrund Ihrer Lebenserfahrung eine andere Einstellung gegenüber Schule hatten als jüngere Studierende?
Thomas Jablonski:
Ich denke, dass das ein großer Vorteil war. Das kann ich an mir selbst erläutern. Ich selbst hätte es im Alter von 25 vielleicht gar nicht geschafft. Ich wollte lernen. Außerdem wollte ich Sachen, die ich wusste, preisgeben und in den Unterricht einbringen. Das hat mir wirklich Spaß gemacht.
Ich glaube, dass man ein gewisses Maß an Allgemeinwissen mitbringen muss, um glücklich und erfolgreich teilnehmen zu können. Dies habe ich mir durch Erfahrungen oder durch Bücher, die ich in der Zeit verschlungen habe, angeeignet.
NGA:
Wie sehen Sie Ihre Zeit am Abendgymnasium im Rückblick?
Thomas Jablonski:
Ich hatte eine sehr gute Zeit hier. Das Abendgymnasium ist ein Bestandteil meines Lebens und wird nicht mehr gelöscht werden. Ich werde bestimmt immer wieder zur Schule zurückkommen.
NGA:
Für wie wichtig halten Sie den Zweiten Bildungsweg?
Thomas Jablonski:
Ich selbst sehe mich im Zweiten Bildungsweg als Ausnahme. Für die jungen Leute, die vielleicht aus familiären oder schulischen Gründen ihren Abschluss nicht auf dem Ersten Bildungsweg erwerben konnte, ist es doch die einzige Möglichkeit, an einen höheren Bildungsabschluss zu kommen. Diese Möglichkeit muss bleiben und deswegen darf man diesen Bildungszweig nicht abschaffen.
NGA:
Viele Studierende beschreiben, dass es neben anderen Problemen auch daran lag, dass man im Teenageralter an alles andere als an die Schule dachte. Es ist auch die Frage, ob man selbst beim besten Konzept und Lehrer wirklich alle Jugendlichen erreichen kann.
Thomas Jablonski:
Ich bewundere die Leute, die diesen Weg durchgezogen haben. Man hat allerdings auch eine hohe Zahl von Studienabbrechern. Dies wollte ich in meiner Jugend nicht erleben. Ich habe eine Ausbildung gemacht und mein eigenes Geld verdient. Auto und Wohnung, also die Dinge, die man damals wollte, konnte ich mir leisten. Ich wollte nicht von meinen Eltern abhängig sein oder mit 30 noch zu Hause wohnen. Das waren für mich damals ausschlaggebende Argumente, die Schule ruhen zu lassen. Im Alter wollte ich es mir noch einmal beweisen.
NGA:
Vielen Dank, Herr Jablonski, für das interessante Gespräch.
Weitere Erfolgsgeschichten
Feedback vom 13.04.2014 von Sabrina Oing, Abiturientin von 2013:
„Abitur“ das war mein großer Traum! Ich hab es geschafft am 13.12.2014 als ich fast atemlos (vor Stolz und Wehmut) mein Zeugnis bekam.
Basis für die Anmeldung war eine abgeschlossene Berufsausbildung, welche ich 2005 abgeschlossen hatte, aufgrund von Erziehungszeiten und diversen Klinikaufenthalten (mit meinem Sohn) es aber nie geschafft hatte, in dem Beruf wirklich Fuß zu fassen.
Es war nicht immer leicht mit 2 Kindern (wovon eines mehrfachbehindert ist) und einer Tätigkeit in der Behindertenhilfe, das alles unter einen Hut zu bekommen, dennoch: Die Erfahrungen – positiv wie negativ – will ich nicht mehr missen. Ich habe meinen Traum verwirklicht und mit 30 Jahren mein Reifezeugnis bekommen. Heute, nur wenige Monate später, studiere ich Soziale Arbeit und verfolge damit einen weiteren Traum, den es zu erfüllen gilt.
Dem kompetenten Kollegium gilt mein voller Respekt und Dank, denn auch aus Ihrer Sicht war es sicherlich nicht immer einfach mit uns. Selten hab ich so gelacht wie im Unterricht von Frau Hilgers. Es war immer wieder eine tolle Erfahrung, auch wenn ich den pädagogischen Wert der Mathematik nicht nachvollziehen kann. Religion ist ein Fach, auf das ich früher gern verzichtet habe. Dies änderte sich, als ich Frau Ahlers und Herrn Becker als Lehrer bekam. Der Unterricht war einfach toll und erfrischend. Dr. Brüggen ist ein wandelndes Lexikon! Unglaublich, welche Bandbreite an Wissen dieser Mann vorzuweisen hat. Eine zweite Fremdsprache galt es auch noch zu bewältigen, denn in (weiser) Voraussicht hatte ich diese natürlich damals vor 13 Jahren gegen die Naturwissenschaft ausgewechselt.
Ich hoffe das mein Feedback einigen Müttern da draußen den Mut gibt sich hier anzumelden, es ist nie zu spät.
Feedback vom 23.12.2013 von Gianna Maria Graf, Abiturientin von 2013
Im September 2010 meldete ich mich am bischöflichen Nikolaus-Groß-Abendgymnasium an. Zunächst ohne konkretes Ziel, aber mit dem Wunsch mein Abitur zu erwerben. Eine Berufsausbildung hatte ich zuvor bereits absolviert und wollte mich weiter entwickeln. Das Nikolaus-Groß-Abendgymnasium gab mir die Gelegenheit, parallel zu meinem Beruf das Abitur zu erreichen. Eine Entscheidung ,die ich nie bereut habe. Die sehr intensive Zeit möchte ich nicht missen. Ich durfte erfahren, wie wertvoll Bildung ist und wie viel Freude es bereitet, in einer Gemeinschaft mit Gleichgesinnten Erfolge zu erzielen. Die doppelte Belastung aus Berufstätigkeit und schulischer Weiterbildung in den Abendstunden erforderte eine große Motivation und Disziplin. Die Lehrerinnen und Lehrer an dieser Schule verstehen es in besonderem Maße die Studierenden für das Lernen zu begeistern. Im Dezember habe ich das Nikolaus-Groß-Abendgymnasium mit erfolgreich abgeschlossenem Abitur (mit der Note 1,0) und einer gehörigen Portion Wehmut verlassen. Ich bin überzeugt, auf meinem weiteren Weg von den dort gemachten Erfahrungen zu profitieren. Zum Sommersemester 2014 nehme ich das Studium der Rechtswissenschaften auf. Für den Wunsch nach Weiterentwicklung und Bildung habe ich allergrößtes Verständnis und kann aus meiner persönlichen Erfahrung und sicherlich auch stellvertretend für alle Studierenden und Ehemaligen das Nikolaus-Groß-Abendgymnasium besonders empfehlen.
Feedback vom 12.04.2012 von Rüdiger Glase, Abiturient von 1972
Der Entschluss, das Abi am bischöflichen Abendgymnasium nachzuholen, gehört zu den wichtigen Lebensentscheidungen. Gerne denke ich an diese wichtige Zeit zwischen 1968 und 1972 zurück. – Ewiger Dank an meinen leider verstorbenen Latein- und Griechischlehrer Heinz Leiters. Paideuo, paideuso, epaideusa, pepaideuka….
Feedback vom 31.08.2011 von Hans-Jürgen Grubert, Abiturient von 1989
Abschluss 1989…
ein Jahrgang bei dem ALLE Aspiranten auch das Abiturzeugnis bestanden haben. Warum?? Sicherlich wegen der Mühen der Dozenten, doch nicht zuletzt wegen des Zusammenhaltes. Fehlte mal einer an mehreren Tagen haben wir nachgefragt, geholfen. Weder Todesfälle in der eigenen Familie, im Lehrkörper, oder Unfälle/Todesfälle im Mitstudierendenbereich konnten uns letztlich etwas anhaben, noch Ziel entfernen.
Hing mal jemand durch, hat man gequatscht. Fehlte Wissen fand man sich zu Lerngruppen zusammen oder fragte die Lehrer ob es nicht Nachhilfe geben könne. Das viel gestresste Wort und der Gedanke „Team“ haben letztlich bei allen einen Zugang gefunden. Das ging selbst bis zu den Prüfungen. Ich erinnere mich an einen Prüfling zur mündlichen Nachprüfung, mit dem noch vor der Tür zum Prüfzimmer geredet wurde, wie mit dem sprichwörtlich „kranken Pferd“ und er hat es geschafft.
Lasst niemanden allein, in der Gemeinschaft, der Gruppe schafft ihr das. „Zu alt“ gilt nicht. Unsere Klasse war ein bunt gemischter Haufen zwischen zwischen 20 und 52 Jahren aus allen Gesellschaftschichten. Gebt keinen verloren, schon gar nicht Euch selbst.
Ich selbst habe mit 30 Jahren im VK1 angefangen. Hauptschulabschluss. Latein?? Fehlanzeige, Mathematik…naja, Physik/Chemie (schweigen wir lieber). Und dann diese „lange Zeit“ bis zum Abitur! Macht kleine Schritte daraus, freut euch über den Erfolg nach jedem Semester. Genießt die Zeit in der Schule. Seit Freunde eurer Mitstudierenden!
Später werdet ihr mit Wehmut an diese Zeit zurückdenken. Und dann doch endlich geschafft.. die Abiturprüfung; mit allen Streichen und Scherzen eines „normalen Gymnasiums“ (Danke noch einmal dem damaligen Lehrkörper für das schmunzelde Hinnehmen der Streiche).
Ihr schafft Euch selber Möglichkeiten und Erinnerungen die Ihr nie mehr werdet missen wollen. Die Uni war (und wird wahrscheinlich auch für euch, die sie später besuchen werden) lange nicht von soviel Zusammenhalt geprägt.
Ich kann nur sagen, sollte ich vor der gleichen Frage stehen wie damals, ich würde es wieder tun und zwar wieder hier (am BAG wie es damals hieß, NGA wie es heute heißt).
Allen Studierenden wünsche ich Mut sowie soziales, christliches, Bewusstsein; allen Lehrenden soviel Geduld wie sie es mit uns damals hatten.
Jena, 31.08.2011
Feedback vom 10.11.2010 von Dr. Irmgard Müller-Böse, Abiturientin von 1984
Ich habe die Abendschule von 1980 bis zum Abitur 1984 besucht, damals neben meiner Berufstätigkeit als Krankenschwester. Ich kann im Rückblick nur sagen, es war eine tolle Zeit, wir hatten tolle Lehrer, die auch in schwierigen Situationen immer Verständnis für uns hatten. Ich habe seitdem immer noch einen Kreis von Freunden, die sich jetzt 30 Jahre kennen, wir treffen uns regelmäßig. Ich habe danach Medizin hier in Essen studiert und nach meiner Facharztausbildung meine Praxis in Essen 2003 eröffnet.
Für mich persönlich haben sich meinen beruflichen Lebensträume durch diese Möglichkeit der abendlichen Schule erfüllt und ich habe Freunde fürs Leben gefunden. Ich kann diese Schule nur allen ans Herz legen, die sich weiterbilden wollen, es lohnt sich in jeder Hinsicht.
Gruß
Feedback vom 16.07.2010 von Dr. Karl-Heinz Millgramm, Abiturient von 1974
Vier lange Jahre, fünfmal in der Woche nach dem Beruf zum Bischöflichen Abendgymnasium. Überlebenstechnik: wie beim Marathon, immer nur bis zum nächsten Kilometer, sprich: Halbjahreszeugnis denken. Die Schulerfahrung hat mich sicher durchs Studium und bis jetzt auch gut durch den Beruf gebracht.
Rede im Juni 2010 von Farial Tamiz auf ihrer eigenen Abiturfeier
Auf ihrer eigenen Abiturfeier hielt die Abiturientin Farial Tamiz im Juni 2010 die folgende Rede vor der Festgemeinde, in der sie beeindruckend ihre Eindrücke während der Zeit ihrer Weiterbildung schilderte:
Frau Janus-Kiwic, unsere Französisch-Lehrerin sagte mir bei der Übergabe meiner Französisch-Bescheinigung:
„Oh, Sie haben einen langen Weg gemacht, um diese Bescheinigung zu empfangen.“
Ich hatte einen Kloß im Hals, mir schossen die Gedanken durch den Kopf, ich konnte jedoch nichts darauf erwidern.
Ja, sie hatte Recht!!!
Geboren in Afghanistan, geflüchtet vor den Sowjets mit der Familie in den Westen mit der Hoffnung auf ein besseres Leben, habe ich viele Stationen durchlaufen. Vor allem schulisch.
Ich bin in Brüssel zur Schule gegangen, ein Jahr in Bremen, in Hamburg habe ich innerhalb von 5 Jahren sogar zwei verschiedene Schulen besucht. Auf dem Lohmühlen-Gymnasium in St. Pauli war ich meinem Traum schon ganz nah. Dann Kulturschock in der 8. Klasse. Berufsbedingter Umzug nach Rheinhessen, Weindorf 300 Einwohner. Zwei Monate Gauß-Gymnasium Worms und dann wen wundert‘s Abstieg. Abschluss Realschule Osthofen 1993.
Aus der Traum von Abitur, die Seifenblase Jura zerplatzte und die Welt vor Fundamentalisten sollte Jemand anderer retten.
dachte ich!!!! damals naive Jugendliche….
Der liebe Gott hatte mir ein anderes Schicksal vorbestimmt: Hochzeit, Ausbildung zur Rechtsanwalts- u. Notarfachangestellte, Berufserfahrung und Kinder – zwei Stück, Schön —— und nun????
Nach so vielen Schulbesuchen sollte man die Nase voll haben von der Schule. Aber nein!!!
Frau Tamiz will es noch einmal wissen und wird mit Sohn Nr. 1 gleichzeitig eingeschult, wie es spöttisch heißt, statt sich, wie es sich für eine afghanische Frau gehört, liebevoll um die Familie zu kümmern.
So war es im Sommer 2007, als unser Schulleiter Herr Nadorf seine Willkommensrede hielt.
Nun 3 Jahre später sind die Spötter zu Bewunderern geworden. 3 Jahre Zeitvertreib in der Schule werden plötzlich als unglaubliche Leistung anerkannt. Das Wissen über Kant, Freud, Darwin und Adam Smith imponiert auf einmal sogar Intellektuelle. Man selbst ist begeistert, endlich Gleichgesinnte, tolerante Menschen um sich aus verschiedenen Nationen u. Kulturen mit jeweils anderen Hintergründen Ohne Vorurteile mit einem gemeinsamen Ziel: das Abitur „Der Schlüssel zur einzig wahren Freiheit“
Was mir damals als Fluch erschien, sollte ein Segen sein. Eben diesen vielen Umzügen habe ich meine Erfahrungen zu verdanken. Auf meinem Weg sind mir viele unterschiedliche Menschen begegnet. Freunde, Lehrer, Vorbilder, Mitschüler und ihre Eltern, angenehme und weniger angenehme Zeitgenossen. Von allen besuchten Schulen war das Nikolaus-Groß Abendgymnasium das Beste, was mir passiert ist.
Bei jedem der Lehrkräfte kam die Leidenschaft für das jeweilige Fach deutlich zum Vorschein und diese Begeisterung steckte an:
Es war zum Schmunzeln, wie Herr Rittmeier, ganz in seinem Element, am Bach Wasserproben für den Bio-Unterrichtentnahm. Herr Hardegens Leidenschaft für Gedichte ließ uns oftmals aufhorchen. Herr Meyer wurde nicht müde uns Adam Smith ans Herz zu legen, was mir jetzt bei der Lektüre von „Die verblödete Republik“ von Thomas Wieczorek wieder zugutekommt. Wann immer ich den Begriff „american dream“ höre, muss ich an Herrn Schön denken. Erkenntnisreich waren auch die Diskussionen mit Herrn Holtmann über die NS-Zeit und die Schuldfrage für die 3. Generation.
Sie alle lehrten uns nicht nur Fachliches, sie waren uns auch Vorbilder und Wegweiser in weltlichen Fragen und Wegbereiter für die Zukunft.
Jetzt haben wir das Abitur geschafft und jedes Mal, wenn wir an diese drei Jahre denken, werden wir auch an die Personen denken, die unmittelbar damit verbunden sind: Unsere Fachlehrer, und natürlich unsere Mitstudierenden, von denen hoffentlich einige noch eine Zeitlang unsere Weggefährten bleiben werden.
Als 2007 Herr Nadorf mich darauf hinwies, dass ich am katholischen Religions-unterricht teilnehmen müsste, dachte ich: Naja, solange ich meinen Glauben nicht wechseln muss, ist das ok.
2010 kann ich sagen, dass dieser Unterricht eine wahre Bereicherung war. Frau Schmidts Unterricht ist absolut einzigartig und vorbildlich. Sie hat meinen dürftigen Wissensstand über die Wurzel der 3 abrahmistischen Religionen; Judentum, Christentum und Islam erweitert. Sie hat mir Lust gemacht auf mehr. Nun lese ich den Koran analytisch. Die Verbreitung dieses Wissens könnte den Missbrauch der Religion für politische oder kapitalistische Zwecke im Keim ersticken.
Der Traum vom Westen hat sich erfüllt. Wir sind Teil von Ruhr 2010.
Können wir uns nun zurücklehnen in der Spaß- und Wegwerfgesellschaft???
Keiner von uns hat das Abitur aus Langeweile oder den Eltern zuliebe gemacht. Jeden von uns treibt eine andere Motivation.
Mancher aus Bildung der Bildung wegen. Mancher aus Liebe und Leidenschaft zur Schrift und Sprache oder Zahlen und Kurven, und mancher aus Hoffnung auf eine bessere finanzielle Zukunft.
Wie dem auch sei, Wissen vermittelt innerliches Selbstbewusstsein und dieses Selbstbewusstsein führt bestenfalls zur freien und differenzierten Meinungsäußerung.
Mein Vater sagt immer: Wir leben hier von dem Blut, dass unsere Landsleute in Afghanistan vergießen. Wir sollten uns dieser Verantwortung bewusst sein. Immer !!!
Als Mahnmal dient mir das weltberühmte Bild des afghanischen Mädchens auf dem Cover des National Geographics mit den unvergesslichsten grünen Augen. Dieses Mädchen hätte ich sein können.
Liebe Frau Janus-Kiwic, heute möchte ich Ihnen antworten: Der Weg, den ich hinter mir habe, war lang, aber der Weg, den ich vor mir habe ist, wenn Gott will noch länger.
Danke allen Beteiligten, dass ich das Privileg genossen habe, Schülerin dieser Schule sein zu dürfen.
18. Juni 2010
Feedback vom 16.09.2009 von Ferhat Kisaboyun, Abiturient im Wintersemester 2006/2007
Ich habe es immer bereut, das Abitur nicht auf dem ersten Bildungsweg gemacht zu haben. Doch als ich dann im zweiten Semester des Nikolaus Groß Abendgymnasiums war, fand ich die Entscheidung, das Abitur damals nicht gemacht zu haben als eine 100% richtige Entscheidung. Die Zeit auf dem Abendgymnasium ist mit einem riesigen Spaßfaktor verbunden, was meiner Meinung nach das Lernen zu einem „Kinderspiel“ macht!
Ich kann jedem nur raten, das Angebot des Nikolaus Groß Abendgymnasiums wahrzunehmen und die Zeit dort zu genießen.
Feedback vom 7.08.2009 von Veronika Tenhagen, Abiturientin von 2008
Hallo!
Ich habe im Juni 2008 mein Abitur gemacht und möchte auf diesem Weg einfach mal Danke sagen.
Die engagierte Arbeitsweise des ganzen Lehrerkollegiums, die Atmosphäre und ein besonders engagierter Direktor haben es mir möglich gemacht, mein Abitur abzuschließen, so dass ich heute in Bamberg im 3. Semester studieren kann. Ein besonderer Dank geht an Herrn Dr. Brüggen (Deutsch LK). Er hat uns mit seiner unvergleichlichen Art zu unterrichten und zu motivieren viel mit auf den Weg gegeben.
Heute studiere ich in Bamberg Lehramt an beruflichen Schulen, FR Sozialpädagogik und im Zweitfach Deutsch.
DANKE NGA!!!!!
Feedback von 2007 und 2008 von Karl-Peter Herholz, Abiturient 1992
Feedback vom 12.11.2007:
Ansprechende Abiturfeier mit gelungenem Gottesdienst. Alle Lehrer waren anwesend. Meiner Meinung nach war der Schulstoff relativ einfach aber hörens- und lohnenswert und mit Fleiß zu schaffen.
Mit freundlichen Grüßen
Karl-Peter Herholz
Feedback vom 31.07.2008:
Sehr ansprechende und anspruchsvolle Themen und Literatur wurden in den Fächern Englisch (Frau Müller) und Deutsch (Herr Josten) behandelt. Auch der Biologie Leistungskurs (Bernhard Assing) Stand Juni 1992 war sehr anspruchsvoll, ansprechend und interessant.
Summa Summarum eine lohnende und gelungene Weiterbildung mit einem netten Ausflug nach Wuppertal und ins Open Licht Museum nach Venlo.
PS: Mein Traum war es immer schon einmal zu studieren.
Mit freundlichen Grüßen und einen milden schönen Sommer.
Ihr Karl-Peter Herholz
28.08.2008:
Eine sehr gelungene Weiterbildungsmöglichkeit des Bistums Essen (wird sogar mit Bafög gefördert)! Besonders gelungen der Englisch-Unterricht bei Frau Müller (Name 1992) und das Fach Deutsch bei Herrn Josten (Betrifft Literatur von Gunther Grass und F. Dürrenmatt). Und man lernt bzw. lernte angenehme und sympatische Menschen kennen.
Mit freundlichen Grüßen, auf Wiedersehen und bis zum nächsten mal.
Karl-Peter Herholz
Feedback vom 25.08.2008 von Norbert Schneidersmann, Abiturient von 1971
Ich bin seit dem 01.08.2008 im Ruhestand, nachdem ich 32 Jahre am Paul-Spiegel-Berufskolleg in Dorsten tätig war. Das alles wäre ohne das Abitur am damaligen ‚Bischöflichen Abendgymnasium‘ (Klassenlehrer Herr Graebe) nicht möglich gewesen.
Mit Freude und Dankbarkeit denke ich gerade in diesen Wochen an die damalige Zeit zurück.
Feedback vom 17.02.2008 von Serkan Akyol, Abiturient von 2007
Hallo!
Es war eine sehr schöne Zeit….
Der Zusammenhalt der Mitstudierenden und der Lehrer war einfach nur super. Ich habe mein Abitur im Sommer 2007 bestanden. Studiere jetzt in Köln Medizin und kann meinen Traum verwirklichen, Kinderarzt zu werden.
An alle: auch Ihr werdet die Zeit schaffen, die geht schneller um als man denkt. Verliert niemals den Glauben an Euch selbst. Ich sag dazu: Je mühsamer ein Weg war, desto schöner ist das Gefühl, am Ziel zu sein!
Feedback vom 24.10.2007 von Frank Stock, Abiturient von 2001
Hallo an das NGA!
Ich möchte mich an dieser Stelle nochmal für die sehr, sehr schöne zeit am NGA bedanken. Meine Zeit am Nikolaus Groß liegt derweil schon einwenig zurück. Das ist aber vollkommen unbedeutsam für meine gute Erinnerung an die tolle Zeit. Durch das erworbene Abitur und das damit verbundene Studium habe ich den Einstieg in eine neue, spannendere Berufswelt gefunden. Gestartet als Krankenpfleger arbeite ich derweil als Ingenieur in der Entwicklung von Medizintechnik. Die Basis für diese Möglichkeit wurde bei Ihnen gelegt!
Vielen Dank!
Frank Stock (Abschluss 2001)
Feedback vom 20.06.2007 von Sarah Blisginnis, Fachabiturientin von 2006
Hallo an das NGA!
Ich möchte mal erwähnen, dass es nicht immer das Vollabi sein muss. Als ich im Sommer 2002 meine zweite Schullaufbahn dort begann war das Abitur zwar mein Ziel aber letztendlich bin ich mit Fachabi gegangen. Die Zeit dort war sehr schön! Erst Recht wenn man festellt, dass Schule auch anders funktionieren kann. Ich kann es wirklch nur jedem raten der sich mit dem Gedanken trägt erneut die Schulbank zu drücken. Man muss nur wollen.
Eine sehr gute Freundin von mir ist auch mittlerweile in ihrer zweiten Schullaufbahn und ich freue mich meine Eindrücke mit ihr teilen zu können! Bitte macht weiter so!
Alles Liebe, Sarah
Feedback vom 9.02.2007 von Anja Hucke, Abiturientin von 2006
Ich schau gerade auf mein „Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife“, das vor mir auf meinem Schreibtisch liegt und freu mich über meine Durchschnittsnote, die mir den Zugang zum Medizinstudium ermöglicht. Die vergangenen zwei Jahre bargen Höhen und Tiefen sowohl in der Schule als auch zu Hause. Kranke Kinder (ich habe drei Mädchen), ein Anbau am Haus, der vernachlässigte Garten, all das störte mich manchmal auf meiner Zielgeraden zum Abitur. Andererseits ging ich total gern zur Schule und genoss den wertvollen Unterricht bei passionierten kreativen Lehrern. Außerdem blieb neben dem Lernen noch Zeit zum Reisen und Lesen von Nicht-Schulbüchern.
Also: Niemand sollte je zögern, zur Schule zu gehen (mit der Ausrede, er sei zu alt oder habe zu viel andere Arbeit) – denn meine Erfahrung ist: Was ich wirklich will, das schaff ich auch! Danke an die Lehrer und liebe Grüße wünscht
Anja Hucke.
P.S.: Es erfüllte mich mit besonderer Freude zu entdecken, dass ich eine Verwandte von Elisabeth Groß, der Ehefrau des Nikolaus Groß, bin, was für mich noch eine ganz andere Verbundenheit mit der Schule darstellte.
Feedback vom 23.12.2006 von Luzia Albrecht, Abiturientin des Wintersemesters 2005/2006
Ein herzliches „Hallo“ an alle Lehrer (und natürlich auch an die netten Damen der Caféte) des Nikolaus-Groß-Abendgymnasiums! Nachdem ich mein Abitur bestanden und – rund fünf Monate lang – in Brasilien gearbeitet habe, bin ich nun an der Uni Duisburg-Essen für das Fach „Soziologie“ eingeschrieben. Voraussichtlich werde ich den Studiengang aber zum Sommersemester 2007 wechseln und „Soziale Abreit“ studieren. Ob ich irgendwann meinen Traum verwirklichen und im Ausland arbeiten kann? Nun – alles ist möglich – dank der verbesserten Ausbildungsmöglichkeiten durch das Abitur!
Herzliche Grüße, Luzia
Feedback vom 20.08.2006 von Ahmet Kahveci, Abiturient von 2006
Das beste, was mir passiert ist. Ich habe mit 23 mein Abitur an dieser Schule gemacht und besuchte vorher auch ein Gymnasium, von dem ich geflogen bin. Das Abendgymnasium hat, hört sich jetzt vielleicht ein wenig kitschig an, mir die Augen geöffnet. Es hat sehr viel Spaß gemacht und ich bereue es keineswegs, dass mein Weg so verlaufen ist Schüler dieser Schule gewesen zu sein, da ich denke dort eine gute Bildung genossen zu haben.
Heute studiere ich Kommunikationswissenschaften und Germanistik an der Uni Duisburg-Essen. Für all diejenigen, die meinen sie seien zu „alt“ dafür, sollten sich diese Frage stellen: „Einen Traum aufgrund des Alters zerstören?“, klingt irgendwie lächerlich.
Feeback vom 15.07.2005 von Simone Reisner, Abiturientin von 2005
Ich bin ehemalige Schülerin und glückliche Abiturientin des NGA und möchte nun im Folgenden etwas über meine Erfahrungen an dieser Schule berichten.
Im Jahr 2002 begann ich meine „neue“ schulische Laufbahn. Mein letzter Schultag lag zu diesem Zeitpunkt zwar erst knapp acht Jahre zurück, aber dennoch entschloss ich mich, im Vorkurs einzusteigen. Der erste Bildungsweg war mir nicht allzu gut im Gedächtnis geblieben und so hatte ich den Wunsch diesmal alles anders und besser zu machen.
Die Anfangszeit habe ich als schwierig in Erinnerung, da es für mich, wie für die meisten von uns, eigentlich nicht vorstellbar war, neben der Arbeit, Familie etc. noch zusätzlich die Schule zu besuchen und natürlich auch noch zu Hause zu lernen. Doch mein Umfeld unterstützte mich sehr, obwohl die Dauer der Ausbildungszeit von 3 ½ Jahren viele sehr erschreckt hat – einschließlich mich natürlich. Zudem war unsere Klasse zu Beginn recht groß, viele Studierende kamen nach und nach dazu, eben so viele gingen auch wieder und ich musste berufsbedingt ständig zwischen dem Morgen- und Abendkurs wechseln, sodass zunächst die Eingewöhnung und die Kontaktaufnahme zu den anderen Studierenden nicht einfach war. Mit der Zeit aber, man gewöhnt sich ja bekanntlich an alles J, lernte ich viele nette Menschen kennen, das Lernen machte mir viel mehr Spaß als ich dachte und auch das Zusammenspiel zwischen Schule und Beruf funktionierte meistens gut. Zusätzlich machte ich die Erfahrung, man soll es nicht glauben, dass auch Lehrer nur Menschen sind J, denn das Lehrer-Schüler-Verhältnis war deutlich besser als auf dem ersten Bildungsweg. Wir wurden von unseren Lehrern sehr gut unterstützt und sie vermittelten uns das Gefühl unsere Ziele nicht zu hoch gesteckt zu haben, sodass diese auch erreichbar waren.
Das angebotene Schichtsystem empfand ich als sehr vorteilhaft und hilfreich, da es für mich die einzige realisierbare Möglichkeit darstellte mein Abitur nachzuholen. So war der ständige Wechsel zwischen dem Vormittag und Abend bald kein Problem mehr. Wir wurden in beiden Bereichen gut und vor allem gleichermaßen vorbereitet. Zudem war unsere Klasse altersmäßig sehr gemischt und das Kursklima war dadurch morgens und abends ein anders, was manchmal schwieriger war, aber dadurch nicht weniger abwechslungsreich und interessant – manchmal war es sogar eine Wohltat. J Wichtig während dieser Zeit war auch immer der Kontakt zu den Mitschülern, denn durch den regelmäßigen Austausch untereinander lernten wir uns zum einen natürlich besser kennen und konnten uns zum anderen gegenseitig unterstützen den Schulalltag besser zu meistern. Vor allem in der Abizeit waren die Lerngruppen eine große Hilfe, da wir mit- und voneinander lernten. So konnten wir durch unsere regen Diskussionen den umfangreichen Stoff besser verstehen und umsetzen.
Natürlich waren nicht alle Themen, die wir im Unterricht besprochen haben, interessant und spannend, aber dennoch ist auch dies gut zu bewältigen gewesen und es gab andererseits auch etliche Inhalte, die im ersten Moment uninteressant zu sein schienen, sich aber nach eingehender Betrachtung als spannend und lohnend herausstellten, sodass teilweise auch weitergehendes Interesse geweckt werden konnte.
So kann ich heute rückblickend sagen, dass mir die Zeit an der Schule mit ihren naturgemäßen Höhen und Tiefen immer in sehr positiver Erinnerung bleiben wird und ich würde, auch wenn ich froh bin, dass die stressige Abizeit vorbei ist, diesen Weg jederzeit wieder einschlagen, denn es hat sich in jedem Fall gelohnt und ich bin sehr stolz auf uns, dass wir alles so gut geschafft haben.
So wünsche ich allen Studierenden und denjenigen, die es noch werden wollen, viel Glück, Mut und Durchhaltevermögen. Die Semester gehen schneller vorüber, als man anfangs denkt und auch an dieser Schule wird „nur mit Wasser gekocht“ J. Deshalb kann ich mich auch abschließend nur wiederholen, es lohnt sich in jedem Fall und macht zudem auch noch viel Spaß. J
Feedback vom 30.07.2005 von Petra Rohrberg, Abiturientin von 2005
Die Lehrer hatten uns gebeten unsere Erfahrungen an euch weiterzugeben. Das will ich gerne tun. Mittlerweile darf ich mich Abiturientin nennen, denn wir haben soeben unser Abitur abgeschlossen. Ich gehöre zu denen, die mit Anfang Vierzig den Versuch gestartet haben und ich habe aufgrund meines Hauptschulabschlusses auf dem ersten Bildungsweg, hier im Vorkurs angefangen. Das heißt konkret, dreieinhalb Jahre NGA.
Wenn man 25 Jahre lang keine Schule mehr von innen gesehen hat, außer als Elternteil, kommt einem die Situation zunächst ein wenig irreal vor. Mit meinen Kindern habe ich nachmittags bei den Hausaufgaben gesessen und wir haben uns gegenseitig abgehört.
Das war aber nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt möglich, denn am NGA ist man schneller im nächsten Semester als die Kinder im nächsten Schuljahr. So musste ich dann irgendwann „alleine“ weiter machen. Mit alleine meine ich natürlich ohne die Kinder, dafür mit den entsprechenden Lerngruppen, die sich nach und nach gebildet hatten. Solche Lerngruppen sind das „non plus ultra“, denn nicht nur, dass man sich gegenseitig weiterhelfen kann, man lernt ungemein dadurch, dass man den Anderen etwas erklärt. Wir haben es zur Abiturvorbereitung so gemacht, dass reihum jeder den Anderen etwas erklärt hat, und wenn etwas Falsches dabei war, wurde es sofort berichtigt. Das ist eine gute Übung, vor allem auch in der Vorbereitung für die mündliche Prüfung, denn wenn man schon mal mit den vertrauten Kollegen geübt hat, fällt es vor dem Abiturausschuss nicht mehr ganz so schwer.
Falls ihr an einer Stelle mal nicht weiterkommt, fragt die Lehrer. Auch wenn sie in der Abi-vorbereitung mitunter viel Stress haben, so sind sie doch immer ansprechbar für eure Fragen.
Von Vorteil ist es auch, wenn man sich zu den Wiederholungen im Abitur ein wenig vorbereitet hat und sich einbringen kann. Dann sieht man am besten, wie viel man selber schon verstanden hat und kann im Unterricht konkreter nachfragen, und es ist nicht gar so chaotisch, weil jeder in Hektik verfällt, weil er glaubt, er habe das ALLES noch nie gehört.
Für diejenigen, die nebenbei J noch einen Beruf haben, ist die ganze Sache natürlich schwieriger, denn die Zeit ist mitunter sehr knapp. Neben Beruf, Familie und Haushalt auch noch die Schule unterzubringen, ist schon eine logistische Leistung. Das Lernen ist ja sehr individuell und ich kann hier nur von mir selbst sprechen, aber es ist sehr von Vorteil, nicht erst auf den letzten Drücker anzufangen. Das verursacht dann wirklich Stress und das ist vermeidbar. Es reicht schon aus, sich vielleicht einmal pro Woche zu treffen und sich dann jeweils ein Fach auszusuchen, das gelernt wird. Das hilft sehr, um gegen das Gefühl „das ist alles viel zu viel“ anzukämpfen J
Nun, ich habe gut lachen, ich bin fertig. Aber die Erinnerung ist noch sehr frisch und ich bin gedanklich noch im Schulbetrieb. Alles in allem blicke ich auf eine sehr schöne Schulzeit zurück, mit Höhen und Tiefen, wie es sich gehört.
Unsere Lehrer waren immer ansprechbar für uns und ich kann mich in dem Punkt nur wiederholen, fragt sie, wenn ihr mal nicht weiterkommt, egal aus welchen Gründen. Sie werden versuchen, mit euch gemeinsam Lösungen zu finden.
Für mich heißt es jetzt nach dreieinhalb Jahren Schule noch einmal etwas Neues anzugehen und die vergangenen Jahre werden mir helfen, mein neu erworbenes Wissen unter die Leute zu bringen.
Euch allen viel Erfolg auf euren SchulWegen und das nötige Durchhaltevermögen, wünscht euch als „Altschülerin“