„Die Schule ist sehr um uns bemüht“ – Die neuen SV-Sprecher

von | 28.10.2020

Im Jahr 2020 brach das erfahrene Team der SV-Sprecher auseinander, da Saskia Kuhnke erfolgreich ihr Abitur absolvierte und Paul Springfeld sich auf eben dieses Abitur konzentrieren möchte. Deswegen wählte die SV Julia Litzenberger und Carsten Stürznickel (beide Semester 3) zu ihren Nachfolgern. Im Gespräch mit dem Nikolaus-Groß-Abendgymnasium erzählen Sie über Ihre Motivation, die Belastungen durch die Corona-Pandemie und die Digitalisierung der Schule.

Gut gelaunt kommen die neuen SV-Sprecher zum Gespräch. Beide sind mit großen Plänen an die Schule gekommen. Julia Litzenberger spricht über ihre Wünsche, die sie mit dem Besuch des Nikolaus-Groß Abendgymnasiums verbindet: „Ich möchte mein Leben verändern und eine bessere Zukunft für mich und meine Tochter haben.“ Nun ist es eine Sache, sich anzumelden, eine verantwortungsvolle Aufgabe ist es dann aber, die Studierenden in der Studierendenvertretung (SV) zu repräsentieren. Hierbei gibt Carsten Stürznickel augenzwinkernd verschiedene Gründe an, weswegen er diese Herausforderung angenommen hat: „Ich wollte mitbekommen, wie die Dinge auf der Ebene laufen können. Ich will aber auch eingreifen. Abgesehen davon rede ich auch gern.“

Besonders ungewöhnlich erleben die Studierenden die Schule durch die Corona-Pandemie. Julia Litzenberger sieht durchaus Vorteile in der schneller sich vollziehenden Digitalisierung: „Digitalisierung finde ich gut. Man kann so auf Dateien zurückgreifen und so Lücken aufarbeiten, die sich im Unterricht bilden. Ich kann auch Aufgaben einreichen. So gut die Möglichkeiten aber auch sind, kann es den Präsenzunterricht nicht ersetzen. Die Klassengemeinschaft, die Lehrer, das gemeinsame Arbeiten bieten da noch mehr Möglichkeiten.“ Carsten Stürznickel sieht diese Änderungen deutlich kritischer: „Am Ende ist ein Buch auch heute noch besser als eine Digitalversion. Außerdem empfinde ich digitale Aufgaben und digital gesetzte Termin als viel anstrengender.“

Damit die Digitalisierung vernünftig umgesetzt wird, möchte Carsten Stürznickel die Schule von Seiten der Studierenden unterstützen: „Ich möchte, dass sich Leute zusammenrotten, die Ideen einbringen, die die Lehrer vielleicht nicht betrachten können oder keine Ressourcen dafür haben.“

Die SV hat sich motivierte Sprecher ausgewählt. Besonders nachhaltig ist dabei der Wunsch von Julia Litzenberger: „Ich habe auf jeden Fall schon von vielen gehört, dass sie sich im Sommer einen Eiscremeautomaten wünschen würden.“ Dabei und bei allen anderen Projekten wünscht die Schulgemeinde des Nikolaus-Groß-Abendgymnasiums den beiden SV-Sprechern gutes Gelingen und Gottes Segen.

 

 

Nachfolgend lesen Sie das gesamte Interview mit Julia Litzenberger und Carsten Stürznickel:

Nikolaus-Groß-Abendgymnasium (NGA): Wie kamen Sie darauf, sich am Abendgymnasium anzumelden?

Julia Litzenberger: Ich möchte mein Leben verändern und eine bessere Zukunft für mich und meine Tochter haben. Deswegen möchte ich die Schule nun durchziehen.

Carsten Stürznickel: Es ist mein zweiter Anlauf hier. Ich wollte vor einigen Jahren am Zivildienst vorbeikommen und das Abendgymnasium war meine Idee. Das Semester hatte jedoch schon begonnen. Da ich damals nur in NRW das Abitur machen durfte, konnte ich das zu dem Zeitpunkt auch nicht woanders machen. Ich möchte in Zukunft etwas studieren, wofür ich das Abitur brauche, deswegen werde auch das jetzt durchziehen.

NGA: Wie haben Sie die SV wahrgenommen, als Sie angefangen haben?

Carsten Stürznickel: Ich habe sie motiviert wahrgenommen. Es gab Situationen, in denen sie sehr aufgebracht war, aber sie fühlte sich stets verbunden mit der Schule und den dazugehörigen Dingen.

NGA: Gab es konkrete Projekte, bei denen die SV im Schulleben sichtbar wurde?

Julia Litzenberger: Ich habe vor allen Dingen wahrgenommen, dass die SV die AGs an der Schule organisiert hat. Das fand ich super.

NGA: Warum haben Sie sich als SV-Sprecher aufstellen zu lassen?

Julia Litzenberger: Ich will an der Schule etwas bewirken und auch gute Laune verbreiten (lacht).

Carsten Stürznickel: Ich wollte mitbekommen, wie die Dinge auf der Ebene laufen können. Ich will aber auch eingreifen. Abgesehen davon rede ich auch gern (lacht).

NGA: Wo sehen Sie Ihre Hauptaufgabe als SV-Sprecher?

Carsten Stürznickel: Ich will eingreifen, wenn es brennt. Ich will etwas tun können, wenn etwas nicht richtig läuft. Das ist aktuell kein akutes Gefühl, was das Innere angeht. Von außen wirkt allerdings die Corona-Pandemie stark auf uns ein.

Julia Litzenberger: Da wir noch ganz frisch im Amt sind, müssen wir auch noch gucken, dass wir mitbekommen, wie die Aufgabe zu nehmen ist. Ich habe auf jeden Fall schon von vielen gehört, dass sie sich im Sommer einen Eiscremeautomaten wünschen würden. (lacht)

NGA: Sie sprechen die Corona-Zeit an. Sie gehen zu einem besonderen Zeitraum zur Schule. Wo sehen Sie bei sich oder den anderen Studierenden die größten Belastungen, die aus der Zeit erwachsen?

Julia Litzenberger: Bei den Studierenden herrscht keine Angst, aber viel Verwirrung durch die Zeit. Durch das digitale Lernen ist der Ansprechpartner nicht unmittelbar vor Ort. Digitalisierung finde ich gut, ich habe schon in der Volkshochschule Moodle mit organisiert und bin somit damit schon früher in Berührung gekommen. Man kann so auf Dateien zurückgreifen und so Lücken aufarbeiten, die sich im Unterricht bilden. Ich kann auch Aufgaben einreichen. So gut die Möglichkeiten aber auch sind, kann es den Präsenzunterricht nicht ersetzen. Die Klassengemeinschaft, die Lehrer, das gemeinsame Arbeiten bieten da noch mehr Möglichkeiten. Das ist extrem wichtig für einen guten Abschluss.

Carsten Stürznickel: Ich mag die Digitalisierung nicht. Ich habe mich 25 Berufsjahre mit diesem Feld beschäftigt. Ich sehe dies nicht als Lösung für Probleme, die an der Schule auftreten, allerdings erkenne ich die Notwendigkeit in der derzeitigen Lage. Durch Corona werden die Dinge an allen Stellen forciert, es sollte aber nicht nur darauf ankommen. Am Ende ist ein Buch auch heute noch besser als eine Digitalversion. Außerdem empfinde ich digitale Aufgaben und digital gesetzte Termin als viel anstrengender.

NGA: Da argumentieren Sie allerdings gegen seit Jahren von Gesellschaft und Politik formulierten Forderungen, dass Schule digitaler werden sollte.

Carsten Stürznickel: Ich sehe die Notwendigkeit eher, dass in der Schule eine gute Tafel hängt. Damit kann man viel besser arbeiten als mit allem anderen.

NGA: Das Schulleben ist durch Corona in weiten Teilen zum Erliegen gekommen. Welche Maßnahmen gibt es, die da gegensteuern können?

Julia Litzenberger: Es ist schade, dass das Schulfest oder die Winterbergfahrt nicht stattfinden können. Die Frage ist, ob man eine Fahrt in Eigenregie organisieren kann. Das Schulfest muss auch nicht auf dem Schulgelände stattfinden. Wenn es als Privatveranstaltung durchgeführt wird, ist die Schule nicht für die Durchführung verantwortlich. Vielleicht kann es auch draußen durchgeführt werden.

Carsten Stürznickel: Am Ende ist die Realität aber größer als die genannten Dinge. Wir müssen aktuell mit der Corona-Pandemie leben und uns und andere schützen. Es ist nicht so, als wenn es einen Drang gäbe, dass wir die Veranstaltungen nicht durchführen wollen. Das Gegenteil ist der Fall, denn jeder versucht Lösungen zu finden. Diese Pandemie ist allerdings ein Problem, dass wir sogar als Menschheit nicht unter Kontrolle bekommen.

NGA: Wie gut geht das Abendgymnasium auf die Bedürfnisse der Studierenden ein?

Carsten Stürznickel: Das macht die Schule ziemlich gut. Manchmal geht die Schule besser auf die Studierenden ein, als sie kommuniziert. Die Schule ist sehr um uns bemüht, darüber hinaus ist sie auch fantastisch ausgestattet.

NGA: Gibt es denn Verbesserungsbedarf?

Julia Litzenberger: Es konnte noch besser unter- und miteinander kommuniziert werden.

Carsten Stürznickel: Die Kommunikation wird manchmal durch die Zweiteiligkeit zerrissen. Die Verbindung zwischen dem Vormittag und dem Abend sehe ich da als große Schwierigkeit. Ich bin beispielsweise fast ausschließlich am Abend in der Schule und kenne dementsprechend kaum etwas vom Vormittag.

NGA: Warum finden Sie in der Erwachsenenbildung am Abendgymnasium die SV-Arbeit wichtig?

Carsten Stürznickel: Ich habe dadurch das Gefühl nicht nur bewegt zu werden, sondern auch zu bewegen. Das Geheimnisvolle der Vorgänge geht im positiven Sinne verloren, weil man mehr Einblicke bekommt.

Julia Litzenberger: Ich finde die SV-Arbeit auch wichtig, weil dadurch eine bessere Kommunikation zwischen Studierenden und Lehrern entsteht. Als Lehrer kann man sich nicht die Meinungen aller Studierenden anhören, deswegen ist es gut, wenn die Meinungen in der SV gebündelt werden und als Feedback zurückgemeldet werden.

NGA: Welche Ideen wollen Sie in Ihrer jetzt beginnenden Amtszeit verwirklichen?

Julia Litzenberger: Da kann ich noch einmal den Eisautomat einbringen. (lacht)

Carsten Stürznickel: Ich habe den Eindruck, dass die Last der Digitalisierung auf wenigen Schultern liegt. Da würde ich gerne einen Gegenpol durch die Studierenden erzeugen. Ich möchte, dass sich Leute zusammenrotten, die Ideen einbringen, die die Lehrer vielleicht nicht betrachten können oder keine Ressourcen dafür haben.

NGA: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei Ihrer A