Abiturientenrede von Absolvent Stefan Jaeger

von | 14.01.2007

Stellvertretend für die Absolventen hielt der Abiturient Stefan Jaeger am 12. Januar 2007 auf der Abitur-Abschlussfeier die folgende Rede vor der Festgemeinde:

Sehr geehrte Damen und Herren Pädagogen, liebe Freunde und Verwandte, liebe Abiturienten.

Alle Klausuren sind geschrieben, die letzten Bücher abgegeben, die allerletzten Tränen getrocknet – Abitur – Endlich. Endlich ist also jener große Tag gekommen, der von vielen so sehr herbeigesehnt wurde, endlich hat die Plackerei ein Ende, endlich wird der Lohn der Mühe ausgezahlt, endlich Bildungsbürger! Doch halt – bevor die Stimmung der neuen Bildungselite ins Unendliche zu steigen droht – Abitur – hat das nicht heute schon der Verkäufer von Plus? Und – was ist das Abitur in Zeiten schiefer Türme und großer Lücken im Allgemeinwissen der Schüler im Land der Dichter und Denker noch wert? Was hilft es uns zu integrieren, zu differenzieren, zu evaluieren, zu paraphrasieren??

Nichts!
Nichts – solange wir außer acht lassen, wie wir diesen Weg zum Abitur beschritten haben.
Nichts – solange wir außer acht lassen, wer uns auf diesem Weg zum Abitur begleitet hat.

Und so sind es die Wege, die uns am Ziel angekommen, heute Feiern lassen. Es sind die vielen kleinen persönlichen Siege derer, die trotz Ausbildung, Kinder bekommen, Vollzeitstellen, Leitung von kleinen Familienunternehmen und sonstigen persönlichen Verpflichtungen und Beschränkungen durchgehalten haben. Die gekämpft und gelitten haben. Die Aufgeben wollten und weitergemacht haben. All jenen die festgestellt haben das Wunsch und Erfüllung nicht eins sind.

Sie sind es, die neben dem Abitur etwas viel größerers mitbekommen haben: ein Stückchen mehr Persönlichkeit. Ein Stückchen mehr Charakter. Ein Stückchen mehr Reife.

Aber wir sind diesen Weg nicht allein gegangen. Neben uns sind unsere Lehrer, Familien und Freunde gegangen, und oftmals war dies nicht nur ein Begleiten sondern auch ein Ziehen und Treten. Aber gerade dieses Begleiten und Geradebiegen der Wege, Auflesen der Steine auf den Holzwegen unserer Bequemlichkeit und Unsicherheit war Gold wert. Es hat geholfen Richtungen zu erkennen und einmal eingeschlagene Wege mutig voranzuschreiten. Und doch ist diese Hilfe in der Hektik des Schulalltag über die Jahre vielleicht zur Gewohnheit geworden. Gewohnheit am Wochenende nicht mit ins Theater, Kino oder zu Freunden zu gehen sondern zu lernen, Gewohnheit darauf zu vertrauen die Arbeitsblätter nachgetragen zu bekommen, Gewohnheit den ersten Frust über Schule an der Familie auszulassen. Gewohnheit vergisst Dank! Und dieser Dank gebührt Ihnen. Ihnen allen! Ihre ungewöhnliche Unterstützung hat unsere außergewöhnliche Leistung möglich gemacht.

Danke – und seien Sie gewiss, wir feiern heute Abend nicht nur Abitur!