Abiturientinnenrede Januar 2004

von | 09.01.2004

Auf der Abiturfeier hielt die Abiturientin Brigitte Stucke die folgende Rede:

Sehr geehrter Herr Nadorf,
sehr geehrte Lehrerinnen und Lehrer,
liebe Mitstudierende,
liebe Festgäste,

nach diesem feierlichen Gottesdienst, in dem wir Gott für seine Unterstützung bei unserem Studium gedankt haben, möchte ich, auch im Namen meiner Mitstudierenden, noch ein paar weitere Dankesworte aussprechen.

Die letzten Jahre waren für alle von uns eine anstrengende Zeit. Trotz der zahlreichen Aufgaben in Familie und Beruf haben wir uns jeden Tag, fünf mal pro Woche, aufgerafft und sind hier zum Unterricht erschienen. Zu Anfang war es chaotisch, die Kurse waren riesig und wer zu spät kam, musste sich einen Stuhl mitbringen. Aber nach den ersten Ferien entspannte sich die Situation, viele hatten die Lust verloren, und so wurde aus dem chaotischen Schülerhaufen mit der Zeit eine richtige Klassengemeinschaft. Und die Aussicht, die neu gewonnenen Freunde und Bekannten zu sehen, erleichterte oft den Gang zur Schule, wenn der „innere Schweinehund“ mal allzu groß war und man so gar keine Lust hatte.

Mein erster Dank gilt den Lehrerinnen und Lehrern am Nikolaus-Groß-Abendgymnasium, von denen man nicht nur viel lernen, mit denen man auch viel Spaß haben kann. Sie haben uns gezeigt, dass Erwachsenenbildung sich deutlich vom Regelunterricht an „normalen“ Schulen unterscheidet. Hier wird man gleichberechtigt behandelt und von den Lehrerinnen und Lehrern nach Kräften unterstützt – wobei alle da so ihre eigene Philosophie haben, was Unterstützung bedeutet.

Hier ein paar beispielhafte Anekdoten aus dem Unterricht:
Unsere Mathe-Lehrerinnen haben unermüdlich versucht, ihre Begeisterung für ihr Fach an uns Studierende weiterzugeben – gerade im Grundkurs leider oft nur mit mäßigem Erfolg: „Wer will schon unbedingt mit Kurven diskutieren, und warum eigentlich?“

Englischlehrer haben dagegen in ihren Kursen oft das Problem der fremden Sprache: „Kann ich die Frage auch auf Deutsch beantworten? Auf Englisch kann ich das so schlecht!“ und an späten Freitagabenden konnte auf die Diskussionsanregung: „What about drugs?“ schon mal ein „och ja – warum nicht!“ kommen.

Im Fach Religion dagegen ist uns „der Jesus, also dieser Typ“ schnell vertraut geworden, wohingegen die Frage „Wer war Spartakus?“ spontan mit „Kirk Douglas“ beantwortet wurde. Unvergessen werden uns auch die Tchibo Gespräche und das Studium des aktuellen Prospektes bleiben, die jede Pause in Religion eingeleitet haben und zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Dienstagabende geworden sind.

In Deutsch hingegen haben wir vergeblich versucht, mit dem jungen Werther zu leiden, haben versucht, in Gedichten einen Rhythmus zu finden, den guten Menschen zu begleiten – und ich habe den Verdacht, dass der Lenz noch ungelesen in einigen Bücherregalen liegt. Auf jeden Fall haben wir hart gekämpft – einige jedoch ohne jede Chance, die 13 Punkte Hürde zu überwinden.

Andere hatten das Problem, dass ihr Deutschlehrer leider seit langem krank ist. Ich darf aber die herzlichsten Grüße von Dr. Brüggen übermitteln, der uns gerade in diesen letzten Wochen vor dem Abitur so gefehlt hat. Es geht ihm gesundheitlich wieder besser, aber leider kann er wegen seiner Erkrankung heute noch nicht wieder bei uns sein.
Herzliche Grüße an dieser Stelle auch an Dr. Brüggen und weiterhin gute Besserung.

In der langen und anstrengenden Zeit des Lernens bis zum Abitur haben Partner, Freunde und Familien am meisten zurückstecken müssen. Bei fünf Tagen und vor allem Abenden Schule pro Woche und den Vorbereitungen blieb wenig Zeit für sie. Ich möchte allen Partnern, Freunden und Verwandten danken, die uns unterstützt haben und auch nicht sauer waren, wenn wir uns mal wieder lange nicht gemeldet hatten.
Wir treten wieder ins „normale“ Leben ein, führen wieder Telefonate, gehen mit euch ins Kino oder auch mal ein Bier trinken – versprochen!

Nicht zuletzt möchte ich uns Studierenden selbst ein großes Lob und ein großes Dankeschön aussprechen. Wir alle haben ein erhebliches Stück Arbeit geleistet, um heute hier unser Abiturzeugnis in Empfang nehmen zu können. Neben der uns geschenkten Begabung haben wir mit Fleiß und Ausdauer unser Ziel verfolgt, auf vieles verzichtet und, trotz der Anforderungen in Familie und Beruf die Kraft gefunden, durchzuhalten.
Wir sind trotz vieler Hindernisse und Unwägbarkeiten, Rückschlägen und Motivationslöchern zu einem Abschluss gekommen, auf den wir mit Recht stolz sein können.

Ich hoffe, dass er uns allen die Chance bietet, uns unsere persönlichen Träume zu erfüllen und weitere Berufs- und Lebensziele zu erreichen.

Dieses Ereignis wollen wir jetzt gebührend feiern und ich danke an dieser Stelle ganz herzlich all denen, die an den Vorbereitungen für diese Feier beteiligt waren und ganz besonders denen, die unsere Abiturzeitung entworfen und gedruckt und so für uns alle zu einer wunderbaren Erinnerung gemacht haben.

Vielen Dank Euch und Ihnen allen und einen wunderschönen Abend!