Hermann Holtmann kennt das Nikolaus-Groß-Abendgymnasium wie kein zweiter. Er hat sein Abitur im Jahr 1974 abgelegt. Von 1987 bis 2015 unterrichtete Hermann Holtmann als Lehrer am Abendgymnasium. In insgesamt 32 Jahren Abendgymnasium als Lehrer sowie als Studierender hat Hermann Holtmann viel zu erzählen. Im Gespräch zum Schuljubiläum berichtet er von seiner Schulzeit, den Herausforderungen als Lehrer an der Abendschule und den Unterschieden zwischen dem Abendgymnasium der Siebziger Jahre und heute:
Nikolaus-Groß-Abendgymnasium:
Wir feiern 60 Jahre Abendgymnasium, das für dich seit Anfang der Siebziger Jahre, also über 40 Jahre Teil Deines Lebens war. Hättest Du Dir vorstellen können, dass diese Schule ein so wichtiger und großer Teil Deines Lebens werden könnte?
Hermann Holtmann:
Dass es so wichtig werden würde, wusste ich natürlich nicht, aber dass es ein wichtiger Teil meines Lebens war, wusste ich. Der Besuch eines Abendgymnasiums war eine einmalige Chance für mich.
NGA:
Warum hast Du das Abitur damals nicht auf dem ersten Bildungsweg gemacht?
Hermann Holtmann:
Das lag daran, dass meine Eltern es nicht wollten. Obwohl ich kein guter Realschüler war, setzte sich einer meiner Lehrer dafür ein, dass ich das Gymnasium besuchen sollte, aber trotzdem waren meine Eltern dagegen. Damals zwangen sie mich in eine Lehre, was damals noch möglich war.
NGA:
Was hast Du für eine Ausbildung gemacht?
Hermann Holtmann:
Ich bin Verwaltungsangestellter geworden in einer kleinen Verwaltung auf dem Lande.
NGA:
Stand für Dich denn schon damals fest, dass Du Dein Abitur nachholen möchtest?
Hermann Holtmann:
Ja, das stand für mich von Beginn an fest. Die Lehre wollte ich zwar beenden, ich habe aber schon damals nach einem Weg gesucht, wie ich anschließend mein Abitur machen konnte.
NGA:
Hast Du schon damals das Ziel gehabt, Lehrer zu werden.
Hermann Holtmann:
Das Ziel hatte ich noch nicht. Dieser Entschluss reifte erst in meiner Zeit am Abendgymnasium.
NGA:
Also stand für dich noch gar kein Studienwunsch fest, als Du ans Abendgymnasium kamst?
Hermann Holtmann:
Es gab ein Ziel, ich wollte auf jeden Fall in die Theologie gehen.
NGA:
Hast Du neben der Schule auch gearbeitet damals?
Hermann Holtmann:
Es gab für einige Schüler damals eine sehr gute Möglichkeit zu arbeiten. Ich habe damals in einem Heim für Studierende des Abendgymnasiums gewohnt, das Ludwig-Kessing-Heim hieß. Es lag in Essen-Frillendorf. Dort haben ca. 30 Studierende der verschiedenen Semester gewohnt. Einigen Studierenden bot das Bistum Essen an, für 400DM monatlich wie eine Art Praktikant zu arbeiten. Ich konnte dieses Angebot annehmen und habe dann im Generalvikariat gearbeitet.
NGA:
Hast Du ebenfalls im Ludwig-Kessing-Heim gewohnt?
Hermann Holtmann:
Ich habe dort gewohnt. Das Bistum Essen hat dieses Heim extra für Studierende eingerichtet, die von fernher kamen und die Schule besuchen wollten. So fanden diese eine günstige Unterkunft in Essen. Ich erinnere mich, dass wir monatlich 160 DM bei voller Verpflegung bezahlt haben. Die Schule endete damals schon um 21.15 Uhr und wir bekamen anschließend im Kessing-Heim ein schön deftiges Abendessen. Daraufhin nahm ich auch einige Kilos zu. Jeder von uns hatte ein kleines Zimmer. Das Haus wurde vom Religionslehrer des Abendgymnasiums geleitet, der auch Domvikar war. Das Haus wurde allerdings 1973 geschlossen.
NGA:
Das heißt, dass Du vor Deinem Abschluss dort ausziehen musstest?
Hermann Holtmann:
Genau! Ich fand dann über die Essener Gemeinde St. Gertrud ein Zimmer in Essen für die letzte Zeit an der Schule.
NGA:
Konntest Du denn bis zum Schluss im Vikariat arbeiten oder war diese Arbeit mit dem Kessing-Heim beendet?
Hermann Holtmann:
Ich habe gearbeitet, bis ich BAFÖG bekam. Wie heute auch bekamen wir damals in den letzten drei Semestern BAFÖG. Das BAFÖG nahmen damals 90% der Studierenden meines Jahrgangs in Anspruch.
NGA:
Wie schwierig war diese Doppelbelastung für Dich?
Hermann Holtmann:
Ich habe die Schulzeit nicht als sehr belastend wahrgenommen. Im Kessing-Heim kannten wir Studierenden uns von der Schule. Dort haben wir auch zusammen für Klausuren gelernt, was ich als sehr angenehm empfand. Der eine konnte besser Deutsch, der andere war besser in Mathe und so haben wir uns gegenseitig unterstützt und waren jederzeit in Kontakt. Dieser Kontakt hält teilweise bis heute.
NGA:
Muss ich mir die Atmosphäre im Kessing-Heim wie beispielsweise das Internatsleben vorstellen oder war es ernster, da Ihr alle Erwachsene wart?
Hermann Holtmann:
Es gab keine verpflichtenden Zeiten, wie es in Internaten üblich ist. Einzig nachmittags, wenn der Unterricht begann, flogen alle aus und kamen nach dem Unterricht zurück. Es trafen außerdem Studierende aus unterschiedlichen Semestern und ganz unterschiedliche Charaktere aufeinander. Man merkte nur zum Schluss hin einen gewissen Abitur-Koller.
NGA:
Gab es Lehrer, die Dich geprägt haben?
Hermann Holtmann:
Es gab damals wenige hauptamtliche Lehrer an der Schule. Wir wurden meist von Lehrern nebenamtlich unterrichtet, die von anderen Gymnasien oder sogar von der Ingenieurschule aus Essen kamen. Unser Mathelehrer kam sogar vom Rechenzentrum. Die Lehrer waren also ein ganz bunt gewürfelter Haufen. Der Mathelehrer sagte damals, dass er den Unterricht für uns an der Ampel vorbereitete, das heißt er unterrichtete ex Ärmelo, wie man so schön sagt.
NGA:
Wechselten die Lehrer dann ständig oder habt Ihr mit den gleichen Lehrern bis zum Abitur zusammen gearbeitet?
Hermann Holtmann:
Es waren immer die gleichen Lehrer, lediglich der Mathelehrer wechselte.
NGA:
Du bist schon der zweite Abiturient des Jahrgangs 1974, den wir interviewen. Ludger Stratmann war in deinem Jahrgang. Bemerkte man damals schon den Kabarettisten?
Hermann Holtmann:
Er ging in meine Parallelklasse, aber trotzdem kannten wir uns, weil das Abendgymnasium eine kleine Schule war. Ludger Stratmann war zwischenzeitlich sogar Schülersprecher. Das Kabaretttalent haben meine Mitschüler und ich damals aber noch nicht bemerkt.
NGA:
Er erzählte im Interview mit uns, dass die 70er Jahre eine politisch engagierte Zeit war, was sich auch an den Studierenden des Abendgymnasiums zeigte. Hast Du die Zeit auch so erlebt?
Hermann Holtmann:
Das waren die Spätfolgen von 1968. Wir fingen 1970 an und die Nachwirkungen waren zu spüren. So musste der Geschichtslehrer immer auf tagespolitische Fragen eingehen. Einige Mitschüler waren in der Essener Lehrlingsbewegung oder anderen politischen Bewegungen aktiv. Es gab also ein großes Interesse an Politik, was sich auch auf den Unterricht auswirkte. Ein Lehrer kam beispielsweise aus Schlesien und war erschüttert über die Ostverträge. Er echauffierte sich besonders, als Willy Brandt dann auch den Friedens-Nobelpreis bekam.
NGA:
Bist Du von der Schule direkt auf die Universität gegangen.
Hermann Holtmann:
Ich musste vorher noch meinen Zivildienst ableisten, was ich bei den Essener Pfadfindern gemacht habe. Erst dann konnte ich auf die Uni gehen.
NGA:
Hast Du das Referendariat auch in Essen gemacht?
Hermann Holtmann:
Ich habe zunächst noch als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni gearbeitet und bin dann verspätet ins Referendariat gegangen. Das habe ich aber in Essen am Don-Bosco-Gymnasium absolviert.
NGA:
Wolltest Du damals denn als Lehrer an eine Abendschule gehen?
Hermann Holtmann:
Das war reiner Zufall, dass ich hier gelandet bin. Einer meiner Kollegen im Referendariat sagte, dass am Abendgymnasium möglicherweise eine Stelle für mich wäre. Er selbst hatte sich dort vorgestellt, da die Situation für angehende Lehrer schlecht war, sodass man sich beim Land eigentlich nicht bewerben brauchte. Einen Lateinlehrer brauchten sie am Abendgymnasium auch nicht. Daraufhin habe ich mich dann an meiner alten Schule beworben. Zufälligerweise hörte ein Lehrer mit meinen Fächern auf, sodass ich diese Stelle bekommen konnte. Es war ein Glücksfall für die damalige Zeit.
NGA:
Viele ältere Kollegen erzählen, dass Sie erst einmal mit Teilzeitverträgen anfangen mussten.
Hermann Holtmann:
So war es auch bei mir. Ich bekam zunächst einen Teilzeitvertrag an der Schule. Dieser wurde von Semester zu Semester mit weiteren Stunden aufgewertet. Ich fing mit 14 Stunden an.
NGA:
Hattest Du den Eindruck, dass es für Dich leichter war, Dich in die Studierenden hineinzuversetzen, da Du ja ebenfalls Dein Abitur an der Schule abgelegt hast?
Hermann Holtmann:
Ich denke schon, dass das ein Vorteil war. So konnte ich in bestimmten Situationen beruhigend einwirken. Gerade am Anfang sind die Studierenden häufig aufgeregt und dort konnte ich Ängste nehmen. So war ich für den ein oder anderen Studierenden eine Hilfe. Im Nachhinein erzählten mir Studierende, dass ich etwas für sie wichtiges gesagt hatte, woran ich mich aber gar nicht mehr erinnert habe. (lacht)
NGA:
Gab es in Deiner Zeit denn auch irgendwann Probleme der Studierenden, die Du in Deiner Zeit nicht so erlebt hast?
Hermann Holtmann:
Der Notendruck, dem viele Studierende ausgesetzt sind, den hatten wir in unserer Klasse nicht. Natürlich wollten wir gerade in seinen Spezialfächern auch gute Noten haben. Aber der Notenschnitt war nicht so existenziell für uns. Heutzutage müssen die Studierenden einen bestimmten Numerus Clausus in vielen Fächern erreichen, sodass die Noten für sie viel wichtiger geworden sind.
NGA:
Du hast 1987 als Lehrer am Abendgymnasium angefangen und hast dementsprechend viele Veränderungen mitbekommen. Welche haben das Arbeiten für Dich grundsätzlich verändert?
Hermann Holtmann:
Speziell die Einführung des Zentralabiturs führte dazu, dass wir die Klausuren verändern mussten. Ab dem Zeitpunkt mussten wir auch Erwartungshorizonte für die Studierenden entwickeln, sodass sich die Arbeitsweise änderte.
NGA:
Wie hast Du in den Neunziger Jahren die Umstellung auf das Schichtsystem empfunden?
Hermann Holtmann:
Das war für mich kein Problem. Erst als ich älter wurde, empfand ich die Fahrerei am Morgen und am Abend als anstrengend. Ich fand dieses System immer erträglich, ich weiß aber, dass andere Kollegen mehr Probleme mit der Umstellung hatten.
NGA:
Du hast Dich als Lehrer sehr für die Schulkultur engagiert, was hast Du damals gemacht?
Hermann Holtmann:
Wir haben ein Filmseminar in der Wolfsburg gemacht, das Jahrzehnte durchgeführt wurde. Dort haben wir anspruchsvolle Filme gezeigt und hinterher darüber diskutiert. Außerdem habe ich einen Kulturtag für die Studierenden eingeführt. Mit einer Buchhändlerin zusammen habe ich Bücher vorgestellt. Daran konnten sich auch Studierende beteiligen, die ebenfalls Bücher, die ihnen gefallen haben präsentiert haben. Das haben wir in der Regel mit einer musikalischen Einlage verbunden. Die Schule endete an solchen Tagen schon um 20:00 Uhr und die Studierenden konnten in die Aula gehen und an der Veranstaltung teilnehmen. Leider schliefen diese Veranstaltungen später ein. Ich fand es schade, weil wir immer ein sehr abwechslungsreiches Programm gestaltet haben. Der Kollege Michael Meyer ist beispielsweise mit seiner Band aufgetreten und hat irische Musik gespielt. Einmal war ein Opernsänger dort, der einen Liederabend gestaltet hat.
NGA:
Darüber hinaus hast Du auch Schulfahrten organisiert.
Hermann Holtmann:
Ich bin mehrere Male mit Studierenden nach Rom gefahren. Das waren ebenfalls Highlights.
NGA:
Ist eine Kursfahrt mit Erwachsenen ein anderes Erlebnis als mit Kindern und Jugendlichen?
Hermann Holtmann:
Ich denke schon. Als begleitende Person musste ich weniger aufpassen. Ich verabredete mich mit den Studierenden zu bestimmten Zeitpunkten und habe Führungen angeboten. Ein besonderes Highlight war die Fahrt, als wir bei der Seligsprechung von Nikolaus Groß durch den Papst auf dem Petersplatz waren. Am Abend vorher haben wir uns in der berühmten Kirche St. Ignacio mit dem Essener Weihbischof Luthe getroffen. Das war unheimlich schön.
NGA:
Hattet Ihr damals auch eine Papstaudienz?
Hermann Holtmann:
Wir sind immer zur wöchentlichen Audienz auf den Petersplatz gegangen. Man konnte allerdings einreichen, dass man als Gruppe da war und so wurden wir als Nikolaus-Groß-Abendgymnasium separat begrüßt.
NGA:
2015 bist Du in Pension gegangen, kennst die Schule also ca. 45 Jahre von Innen. Wenn Du die Studierenden 1970 und 2015 vergleichst, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede stellst Du fest?
Hermann Holtmann:
Die Studierenden veränderten sich von Generation zu Generation, was keine Überraschung ist. Ich habe den Eindruck, dass die Studierenden in den Siebziger Jahren politisch interessierter waren. Auch der Hintergrund war ein anderer. Heute erleben wir viele Studierende mit unterbrochenen Lebensläufen oder ganz ohne Abschluss. Bei uns war es eine andere Zeit, es hatten mindestens 90% der Studierenden einen Lehrabschluss. Die meisten Studierenden zu meiner Zeit hatten das feste Ziel, durch ihr Studium ihren alten Beruf loszuwerden und in einen neuen Beruf zu kommen. Für viele war der Schritt zum Abendgymnasium ein entscheidender im Leben, weil sie ihrer Herkunft wegen sonst keinen akademischen Weg hätten einschlagen können.
NGA:
Das Alter der Mehrheit wird gleich geblieben sein. Heute versuchen aber auch ältere Studierende einen Abschluss zu bekommen. Gab es das zu Deiner Zeit auch?
Hermann Holtmann:
Daran kann ich mich nicht erinnern. Das Gros war Mitte Zwanzig und ich gehörte mit 19 zu den jüngsten Studierenden. Es gab ganz wenige, die über dreißig waren, aber noch ältere Studierende gab es nicht.
NGA:
Wir erleben sehr heterogene Kurse. Die Studierenden kommen aus vielen verschiedenen Ländern und haben ganz verschiedene familiäre Hintergründe. War es bei Euch auch schon so unterschiedlich?
Hermann Holtmann:
Das gab es viel weniger. Die meisten von uns hatten, wie schon erwähnt, eine abgeschlossene Berufsausbildung. In meinem Jahrgang gab es nicht einen einzigen Studierenden mit Migrationshintergrund. In einem älteren Jahrgang war ein Italiener, aber sonst kann ich mich an niemanden erinnern. Ein Lehrer, Dr. Garcia, richtete Anfang der Siebziger Jahre einen Kurs ein, in dem nur Spanier unterrichtet wurden. So etwas gab es aber davor und danach nicht wieder. Heute müssen die Lehrer auf sehr viel mehr Probleme reagieren, die vorab bedacht werden müssen oder die durch die Studierenden an die Lehrer herangetragen werden.
NGA:
Wir versuchen es heute zu verhindern, dass die Studierenden frühzeitig abbrechen. Wie war das in Eurer Zeit?
Hermann Holtmann:
Das war genauso wie heute. Wir fingen mit drei Klassen an, in denen jeweils dreißig Studierende waren. Von denen machten am Ende insgesamt dreißig ihr Abitur. Also haben zwei Drittel die Schule abgebrochen. Mit diesem Problem haben wir während meiner ganzen Zeit als Lehrer gekämpft.
NGA:
Ich habe gesehen, dass sich einige von eurem Jahrgang zum 40. Abijubiläum getroffen haben. Ist der Kontakt über die ganze Zeit mit einigen bestehen geblieben?
Hermann Holtmann:
Ich habe noch zu sieben Kollegen von damals Kontakt. Wir treffen uns mindestens einmal im Jahr mit unseren Ehefrauen. Dann machen wir eine Städtereise oder eine Wandertour. An Geburtstagen oder bei Konzertbesuchen treffen wir uns außerdem. Die Erfahrung war für uns alle entscheidend. Daher kommt vielleicht dieser Zusammenhalt, sodass diese Freundschaften bis heute gehalten haben.
NGA:
Was gefiel und gefällt Dir an der Arbeit am Abendgymnasium oder an der Schulform selbst?
Hermann Holtmann:
Familiär war die Arbeit ein Glücksfall. Meine Frau ist ebenfalls Lehrerin. Als wir Kinder hatten, war ich morgens da, weil ich erste abends arbeiten musste und am Nachmittag war meine Frau da, wenn ich gegangen bin. So hatten wir nie Probleme, unsere Kinder zu beaufsichtigen.
Die Arbeit war zunächst schwierig. Ich kam von der Uni und schwebte in diesem Wissenschaftssektor. Von dort musste ich erst einmal heruntergeholt werden, damit ich den Studierenden gerecht werden konnte. Als ich dann die richtige Ansprache hatte, mit der ich die Studierenden motivieren konnte, machte mir die Arbeit viel Freude.
NGA:
Du weißt selbst, dass der Zweite Bildungsweg umstritten ist. Was denkst Du, wenn Du solche politischen Debatten hörst?
Hermann Holtmann:
Im Moment herrscht die Meinung vor, dass man nur ausreichend fördern muss und jeder macht dann Abitur. Das ist aber nicht der Fall, weil eine gewisse Reife da sein muss, um das Abitur zu machen. Das Abendgymnasium ist dementsprechend immer noch eine gute Instanz, wenn man einen Knick in seiner Ausbildung hat, was immer noch vorkommen kann. Zumal die Ausbildung heute kürzer ist, als zu meiner Zeit. Bei uns mussten alle Studierenden mit nur ganz wenigen Ausnahmen grundsätzlich vier Jahre die Schule besuchen.
NGA:
60 Jahre Abendgymnasium – Was wünschst Du der Schule für die nächsten 60 Jahre?
Hermann Holtmann:
Wenn ich mich hier umsehe, sehe ich, dass die Schule erfolgreich modernisiert wurde. Ich wünsche der Schule, dass sie noch bekannter wird, sodass sie sich weiter hält. Es ist gut, dass es keine größeren Einbrüche gibt, wie wir in den Neunziger Jahren befürchtet haben. Es gibt weiterhin viele Menschen, die über diesen Weg zu ihrem Abitur kommen können.
NGA:
Vielen Dank für das ausführliche Gespräch.