Auch in diesem Jahr durfte das Nikolaus-Groß-Abendgymnasium in der Fastenzeit einen Gast begrüßen. Mariam Diallo hielt einen Vortrag über die Milchwirtschaft in Burkina Faso und diskutierte anschließend mit den Studierenden, die dem Vortrag zugehört haben über die Probleme, die in Burkina Faso durch europäische Milchexporte auftreten.
Mariam Diallo ist die Betreiberin einer so genannten Minimolkerei im Dorf Bittou. Vornehmlich Frauen betreiben in dem Dorf Viehzucht und haben mit Hilfe der lokalen Organisation PASMEP und Misereor ihre Rinder, die eher wenig Milch geben, mit europäischen Rinderrassen gekreuzt, sodass die Milch nicht nur den eigenen Bedarf deckt, sondern sogar verkauft werden kann. Um diesen Schritt zu vereinfachen, haben die Bewohner des Dorfes eine Molkerei gegründet, die die Milch der Bewohner garantiert abkauft, haltbar macht und den Verkauf auf dem nächstgelegenen Markt organisiert. Durch Misereor kann die Milch in einem geschlossenen System verarbeitet werden, sodass Verunreinigungen vermieden werden.
Neben der lokalen Milch bieten die Lebensmittelgeschäfte jedoch auch Milchpulver an, das aus Europa stammt. Die Molkereien vor Ort können ihr Produkt nicht günstiger anbieten als in der Preisspanne zwischen 0,90 € und 1,10 € pro Liter. Die europäische Milch ist hingegen subventioniert und das Milchpulver für einen Liter kostet mit 0,40 € weniger als die Hälfte. Da Burkina Faso als Armenhaus der Region gilt, greifen die Bewohner häufig auf die europäische Milch zurück, was den heimischen Markt belastet.
Mariam Diallo bat darum, dass die Zuhörer sich in Zukunft für einen Stopp des Milchexports nach Burkina Faso einsetzen sollten. Viele junge und gut ausgebildete Menschen versuchen aufgrund der Perspektivlosigkeit in ihrem Land nach Europa zu fliehen, sodass Afrika auszubluten drohe.
In der anschließenden Diskussion fragten die Studierenden, ob bei einer ausbleibenden Konkurrenz durch europäische Produkte ein Monopol der hiesigen Molkereien entstehe, der für die Bevölkerung noch höhere Preise bedeuten würde. Dies verneint Mariam Diallo, die auf einen fairen Handel zwischen den lokalen Akteuren setzt. Eine weitere Frage beschäftigt sich damit, dass man sich möglicherweise eine alternative Idee habe, die eigene Wirtschaft aufzubauen, wenn die Milch aus Europa billiger angeboten wird. Hier wies Mariam Diallo auf die Notwendigkeit der Milchwirtschaft für Burkina Faso hin. Erst durch die Milch, ihre Aufbereitung und ihren Vertrieb entstehen dort erst notwendige Arbeitsplätze.
Am Ende betonte Mariam Diallo noch einmal, dass die Hilfe aus Europa sehr Willkommen sei. Die billige Milch verschärfe die Probleme jedoch, weswegen deren Export gestoppt werden müsse. Es gelte hier das alte Sprichwort: „Lehrt uns fischen, anstatt uns Fische zu schenken.“